Gleichberechtigung in Hollywood:Lippenbekenntnisse

Bei der Verleihung der Golden Globes zeigt sich wieder einmal: Dem amerikanischen Kino mangelt es an erfolgreichen Regisseurinnen. Das hat Gründe.

Von Susan Vahabzadeh

Bei der Verleihung der Golden-Globes-Filmpreise am Wochenende hat ein Mann den Preis für die beste Regie erhalten, Alfonso Cuarón. Kein Wunder: Frauen waren gar nicht nominiert. Immer noch erzählen im Kino überwiegend Männer die Geschichten.

Im Filmjahr 2018, dem ersten nach dem Skandal um Harvey Weinstein und dem Beginn der "Me Too"-Debatte, hatten bei nur acht Prozent der 250 einträglichsten amerikanischen Filme Frauen Regie geführt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Medienforscherin Martha Lauzen von der Universität von San Diego. 2017 waren es elf Prozent. Und 1998 neun Prozent. Es tut sich also nichts. Dem Reden über Gleichberechtigung sind keine Taten gefolgt.

Zwar sind sich in Hollywood viele einig, dass die ungleiche Verteilung von Macht zwischen den Geschlechtern diskriminierend ist. Dass die Stars bei den Golden Globes Armbänder trugen, um sich zu Frauenrechten zu bekennen, war jedoch eine hohle Geste. Die Branche ist im Umbruch - die einflussreichen Filmemacher und mächtigen Produzenten fühlen sich von Streaming-Diensten wie Amazon und Netflix bedroht. Wer ohnehin um seine Macht fürchtet, wird nicht auch noch freiwillig ein Stück von ihr abgeben. So bleibt es bei Lippenbekenntnissen in Sachen Gleichberechtigung.

© SZ vom 08.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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