Ghana:Streit im Musterland

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Jubel vor der Residenz: Anhänger des ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo feierten dessen knappen Wahlsieg, der nun umstritten ist. (Foto: Francis Kokoroko/Reuters)

Nach den Wahlen in Ghana spricht die Opposition von einem "Angriff auf die Demokratie", sie will den Sieg des Präsidenten nicht anerkennen.

Von Anna Reuß, München

In Ghana will die Opposition das Ergebnis der Präsidentschaftswahl nicht anerkennen. Die Wahlkommission des westafrikanischen Staates hatte am Mittwochabend den knappen Wahlsieg des Amtsinhabers Nana Akufo-Addo von der regierenden New Patriotic Party (NPP) mit 51,3 Prozent der Stimmen bekannt gegeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 79 Prozent.

Der 76-Jährige war von seinem Vorgänger John Dramani Mahama herausgefordert worden. Mahama erhielt demnach 47,4 Prozent der Stimmen. Umfragen vor der Wahl hatten ein enges Rennen zwischen den beiden vorausgesagt. Nach der Wahl zeigten sich die Lager beider Kontrahenten siegessicher. Obwohl Akufo-Addo und Mahama noch vor der Abstimmung am vergangenen Montag einen symbolischen Friedensvertrag unterzeichnet und sich verpflichtet hatten, das Ergebnis der Wahl anzuerkennen, beklagt die Partei National Democratic Congress (NDC), für die Mahama angetreten war, nun Unregelmäßigkeiten. Sie will gegen das Ergebnis vorgehen. Die Ergebnisse seien fehlerhaft, erklärte Haruna Iddrisu vom NCD laut der Nachrichtenagentur AP. Daher könne seine Partei den Ausgang nicht anerkennen. "Ghanas Demokratie wurde angegriffen", sagte er.

Einige gewaltsame Vorfälle überschatteten die Abstimmung

Es war das dritte Mal, dass Akufo-Addo und Mahama gegeneinander antraten. Mahama gewann die Wahlen 2012, verlor jedoch 2016 gegen Akufo-Addo. Neben den beiden alten Rivalen hatten sieben Männer und drei Frauen für das Amt kandidiert. Wäre Mahama Wahlsieger geworden, hätte Ghana die erste Frau als Vizepräsidentin bekommen.

Ghana gilt als eines der politisch stabilsten Länder des Kontinents. Dennoch kam es am Rande der Wahl zu mehreren "gewaltsamen Vorfällen", wie die Polizei mitteilte. Dabei wurden mindestens fünf Menschen getötet und ein Dutzend verletzt. Der Vorsitzende der Wahlbeobachtungsmission der Europäischen Union Javier Nart nannte die Wahl "friedlich und organisiert". Die überwiegende Mehrheit der Beobachter habe den Abstimmungsprozess und das Wahlumfeld positiv bewertet, sagte er bei einer Pressekonferenz.

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