Gewalt in Jerusalem:Dutzende Verletzte auf dem Tempelberg

Lesezeit: 1 min

Auf dem für Juden und Muslime heiligen Tempelberg in Jerusalem ist es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Während des Pessach-Festes wollen viele jüdische Gläubige auf dem Tempelberg beten - zum Unmut einiger Palästinenser.

Bei Zusammenstößen mit israelischen Einsatzkräften sind auf dem Tempelberg in Jerusalem etwa 25 Palästinenser verletzt worden. Die Polizei habe Tränengas gegen arabische Gläubige eingesetzt, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Nach Angaben der israelischen Polizei hatten zuvor Dutzende jugendliche Palästinenser jüdische Besucher auf dem Tempelberg sowie Polizisten mit Steinen angegriffen. Daraufhin stürmten Bereitschaftspolizisten den Platz und trieben die Steinewerfer unter Einsatz von Tränengas und Blendgranaten auseinander. Eine Frau sei von einem Gummigeschoss getroffen und in ein Krankenhaus gebracht worden, berichtete ein Sanitäter.

Vor allem während jüdischer Feiertage kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen auf dem umstrittenen Gelände. Bereits vor zwei Tagen hatte die israelische Polizei nach eigenen Angaben aus Angst vor Unruhen weitgehend die Zugänge zum Tempelberg in der Altstadt begrenzt. Die Grenzen zum Westjordanland wurden für palästinensische Bewohner für 48 Stunden gesperrt.

Tempelberg als Hauptstreitpunkt im Nahostkonflikt

Der Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom wird von Muslimen als "Haram el-Scharif" (Eldes Heiligtum) verehrt. Auch Juden ist die Stätte heilig, weil sie auf dem im Jahre 70 zerstörten zweiten jüdischen Tempel errichtet wurde. Die Palästinenser befürchten, Israel wolle schrittweise die Kontrolle über den Tempelberg übernehmen. Sie sind deshalb auch dagegen, dass Juden auf der Anlage beten. Das Beten auf dem Tempelberg ist Muslimen vorbehalten, Juden steht dafür die Klagemauer zur Verfügung. Es gibt aber gläubige Juden, die gerade während des jüdischen Pessach-Festes, das am Montag begonnen hat, den Tempelberg besuchen wollen, was Palästinenser als Provokation auffassen.

Die Hoheit über das von Israel annektierte Ostjerusalem ist einer der Hauptstreitpunkte im Nahostkonflikt. Israel hatte den arabischen Ostteil Jerusalems mit der Altstadt, in der auch der Tempelberg liegt, während des Sechstagekriegs 1967 erobert. Die Palästinenser wollen Ostjerusalem zur Hauptstadt ihres angestrebten Staates machen. Nach US-Angaben wollen Vertreter Israels und der Palästinenser ihre kriselnden Friedensgespräche diese Woche fortsetzen.

© dpa/RTR/uga - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: