Gesundheit:Studie bestellt, Ergebnis bekommen

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Die Grünen erklären unter Berufung auf eine Untersuchung die gesetzlichen Krankenversicherungen für besser als deren private Konkurrenz.

Die gesetzliche Krankenversicherung ist nach Ansicht der Grünen deutlich besser als ihr Ruf. Grünen-Gesundheitsexpertin Maria Klein-Schmeink sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Bezug auf eine Studie, die Leistungen privater (PKV) und gesetzlicher Krankenkassen (GKV) verglich: "Die wiederkehrende Behauptung, die gesetzliche Krankenversicherung sei nur zweitklassig, wird mit dieser Untersuchung klar widerlegt." Stattdessen könnten etliche Privattarife nicht einmal elementare Leistungen garantieren, sagte die Grünen-Abgeordnete.

Die Studie der Frankfurter Verbraucherberatungsfirma "Premium Circle" im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion kommt zu dem Ergebnis, dass private Krankenversicherungen selbst in teuren Tarifen durchweg weniger Leistungen böten als gesetzliche Kassen. Danach werden bei diesen Tarifen im Schnitt mehr als ein Viertel der als unverzichtbar definierten Mindestanforderungen nicht erfüllt. Bei der GKV seien es nur drei Prozent.

Allerdings räumen die Autoren der Studie ein, "eine präzise vergleichende Bewertung" der beiden Versicherungsmodelle sei angesichts unterschiedlicher Einflussfaktoren "analytisch nicht möglich." Sie wiesen darauf hin, dass "bei der Bewertung einiger Leistungskriterien abgewogen werden musste, ob die jeweiligen Leistungen der GKV in ihrem Umfang in etwa mit denen der PKV vergleichbar sind." Für die Studie definierte "Premium Circle" 103 Mindestkriterien, 100 davon seien Bestandteil des Leistungskatalogs der GKV. Zusätzlich aufgenommen wurden höhere Leistungen beim Zahnersatz und eine Kostenübernahme bei Brillen ohne Altersbeschränkung, was nach Ansicht der Autoren zu einer umfassenden Krankenversicherung gehören sollte. Große Lücken im Vergleich zur GKV gibt es laut Studie bei den Privattarifen bei Kuren und der Rehabilitation. Schlechtere Bedingungen bestünden auch bei der Palliativversorgung, der häuslichen Krankenpflege, der Psychotherapie sowie bei Impfungen.

Die Bewertung der Leistungen der PKV-Tarife ist nach Darstellung der Autoren vergleichsweise einfach: "Was nicht vertraglich klar garantiert ist, ist nicht versichert." Es handelt sich hier also um ein Modell, das mit dem Versicherer individuell ausgestaltet werden kann. Die GKV ist dagegen ein Solidarmodell: Alle zahlen je nach Einkommen ein und bekommen im Krankheitsfall Leistungen nach einem relativ einheitlichen Katalog.

Nach der Studie gestaltet sich die Bewertung der Leistungen des GKV-Modells schwieriger: Das Leistungsgefüge sei komplex und von Entscheidungen des Gesetzgebers abhängig. Überdies gebe es immer wieder Berichte, wonach Versicherte Probleme haben, gesetzliche Leistungen in der Praxis zu erhalten. Auch sei häufig der rasche Zugang zu Fachärzten deutlich schwieriger als in der PKV. Grüne, SPD und Linke streben seit Langem eine einheitliche Bürgerversicherung an, die wahrscheinlich das Aus für die PKV in der heutigen Form bedeuten würde.

© SZ vom 29.12.2018 / DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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