Gesundheit:Der Arzt als Verkäufer

Patienten werden über freiwillige Gesundheitsleistungen oft nur unzureichend informiert. Das schadet dem Vertrauen.

Von Michaela Schwinn

Sie sind wichtig, dringend notwendig, sie können Leben retten, sagen die einen. Völlig unnötig, nutzlos, ja sogar gefährlich, das sagen die anderen. Seit Jahren wird hitzig über sogenannte IGEL-Leistungen diskutiert, also Zusatzangebote, die Patienten selbst zahlen müssen wie etwa einen Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsvorsorge. Für viele Ärzte sind sie ein Zubrot, andere Mediziner lehnen sie strikt ab, und auch die Krankenkassen halten ihren Unmut nicht zurück.

Eine Sache aber wird bei der Frage nach Sinn oder Unsinn der Leistungen oft vernachlässigt: Wie geht es denjenigen, für die sie angeboten werden - den Patienten? Viele, so zeigt eine Studie des wissenschaftlichen Instituts der AOK, wissen nämlich gar nicht Bescheid, wie umstritten manche Methode ist, ob sie nötig und zuverlässig ist - ober eben nicht. Oft werden sie von Ärzten nicht ausreichend aufgeklärt, wichtige Informationen werden verschwiegen.

Das darf nicht sein. Patienten sind medizinische Laien, sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Arzt Nutzen und Risiken von sich aus offenlegt - auch bei einer IGEL-Leistung. Wenn deren Wirkung nun mal nicht erwiesen ist, dann muss er das auch sagen. Tut er das nicht, riskiert er etwas, das viel wertvoller ist als ein paar zusätzliche Euro: das Vertrauen seiner Patienten.

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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