Geplanter Terroranschlag:Glück des Tüchtigen

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Dank konsequenter Ermittlungen konnte die Polizei einen Anschlag auf ein Flugzeug in Deutschland verhindern. Doch allein vorbeugende Überwachungen und Nachforschungen reichen im Kampf gegen den Terror nicht immer aus.

Annette Ramelsberger

Die Polizei war ganz nah dran und sie schlug ganz früh zu - so beruhigend diese Nachricht über einen möglichen Terroranschlag am Frankfurter Flughafen für die Bevölkerung ist, so schwierig werden es die Justizbehörden später mit diesem Vorgehen haben.

Der Kampf gegen den Terror - er schafft ein ständiges Dilemma. Je früher die Behörden zugreifen, desto weniger Beweise gibt es im Prozess. Für Gerichte ist es aber immer am einfachsten, sie haben einen Täter, dessen Pistole noch qualmt. Bei Indizien, und wenn sie sich noch so logisch zusammenfügen, sind Richter zu Recht bedeutend zurückhaltender.

Was aber sollen die Behörden tun, wenn sie die Telefone von Verdächtigen anzapfen und mithören, wie über Sprengstoff verhandelt wird, wie ein Täter für einen Anschlag gesucht wird? Sollen sie da seelenruhig zuwarten, bis auch der letzte Zweifel ausgeräumt ist? Wohl kaum.

Den Verdächtigen im Nacken

Auch diesmal saß die Polizei den Verdächtigen geradezu im Nacken - durch Telefonüberwachung, durch Ermittler, die den mutmaßlichen Tätern schon sehr früh auf der Spur waren.

Man darf darüber aber nicht vergessen, dass im Juli nicht die vorbeugende Ermittlungsarbeit von Polizei und Verfassungsschutz einen Terroranschlag in Deutschland verhindert hat, sondern ein technischer Defekt: Die zwei jungen Libanesen, die die Kofferbomben in deutschen Zügen zünden wollten, hatten schlicht einen handwerklichen Fehler gemacht.

Es ist eine Mischung aus Glück und Tüchtigkeit, die die Deutschen bisher vor verheerenden Anschlägen wie in London oder Madrid bewahrt hat. An der Tüchtigkeit können sie arbeiten, ob ihnen aber auch das Glück erhalten bleibt - das liegt nicht in ihrer Hand.

© SZ vom 21.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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