George P. Shultz, Jahrgang 1920 und damit sieben Jahre älter als Genscher, bekleidete mehrere Posten in US-Administrationen, unter anderem fungierte er als amerikanischer Außenminister zwischen 1982 und 1989.
"Herzliche Glückwünsche an meinen alten Freud Hans-Dietrich. Er ist im Gegensatz zu mir ja noch so erfreulich jung, erst 85 Jahre alt - insgesamt ein vielversprechender junger Mann.
Ich habe ihn vor allem von einer Seite kennengelernt, und das ist keine Floskel: Als prinzipienfesten Freund und Partner der USA und der Nato. Als die Sowjets mit den SS-20-Mittelstreckenraketen ein neues Wettrüsten gestartet hatten, reagierten wir mit der Aufstellung von Pershing-Raketen und Cruise Missiles in Deutschland. Und die neue Regierung unter Helmut Kohl, das sahen wir sehr deutlich, hatte sehr harte Kämpfe mit der Opposition auszufechten. Und Genscher gehörte zu jenen Partnern, auf die wir uns verlassen konnten.
Er blieb trotz aller Anfechtungen bei unserer gemeinsamen Linie, war ein wunderbarer Gesprächspartner mit breiter Perspektive, und er hat gleich verstanden, dass die Nachrüstung nicht der Weg in neue Konflikte war, sondern den Sowjets zeigte: Wir meinen es ernst und lassen uns nicht erpressen.
Die Folge waren ab 1985 dann Abrüstung und Entspannung. Ich habe selbst noch das scheußliche Bauwerk der Berliner Mauer gesehen. Nun ist sie verschwunden, und daran auch Hans-Dietrich Genscher seinen Anteil."
