Geldwäsche-Verdacht:Razzia bei der Deutschen Bank

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Nach Hinweisen in den Panama Papers: 170 Beamte von BKA und Staatsanwaltschaft durchsuchen Geschäftsräume in Frankfurt. Sie ermitteln wegen des Verdachts illegaler Offshore-Geschäfte.

Von Frederik Obermaier, Meike Schreiber und Jan Willmroth, Frankfurt/München

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt (BKA) haben am Donnerstag mit 170 Beamten Geschäftsräume der Deutschen Bank an sechs Standorten in Frankfurt und Umgebung durchsucht. Sie ermitteln gegen mehrere Mitarbeiter der Bank wegen des Verdachts der Geldwäsche im Zusammenhang mit Offshore-Gesellschaften. Zwei jeweils 46- und 50-jährige Mitarbeiter und weitere Angestellte des Instituts würden als Beschuldigte geführt, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen fußen unter anderem auf Informationen aus den "Panama Papers", einem Datensatz, der der Süddeutschen Zeitung zugespielt worden war. In den seit August laufenden Ermittlungen haben sich laut Staatsanwaltschaft konkrete Verdachtsmomente ergeben. Es seien "zahlreiche Geschäftsunterlagen" sichergestellt worden.

Die Vorgänge sind ein weiterer Schlag für Deutschlands größtes Geldhaus, wo man hoffte, die Skandalfälle von früher seien abgearbeitet. Die Ermittlungen aber beziehen sich auch auf die jüngere Vergangenheit, auf die Zeit zwischen 2013 und 2018. Die Deutsche Bank soll jahrelang Kunden geholfen haben, Gelder aus Steuerdelikten und anderen Straftaten über Konten des Instituts zu transferieren, ohne einen Geldwäscheverdacht anzuzeigen. Allein im Jahr 2016, so die Ermittler, soll die Bank über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft auf den Britischen Jungferninseln 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut haben.

Offenbar steht die Durchsuchung im Zusammenhang mit der Firma Regula Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Laut Unterlagen, die SZ, NDR und WDR einsehen konnten, war die Regula Limited bis mindestens 2016 aktiv. Die Deutsche Bank führt sie in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2017 noch auf, gibt aber an, sie im März verkauft zu haben. Das BKA wertet seit 2017 Unterlagen von Mossack Fonseca, der Kanzlei im Zentrum der Recherchen zu den Panama Papers, und Daten aus diversen Steueroasen aus. Mittlerweile hat die Behörde Daten mit Dutzenden Staaten geteilt, um dort Ermittlungen zu unterstützen. In Deutschland, so ist aus Ermittlerkreisen zu hören, könnten auf die Razzia bei der Deutschen Bank bald weitere Durchsuchungen folgen.

"Wir waren der Ansicht, dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten", teilte unterdessen die Deutsche Bank mit. Man werde mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Das Geldhaus steht seit Monaten im Zusammenhang mit Geldwäschevorwürfen unter Druck. Zuletzt wurde bekannt, dass das Institut auch in den Geldwäsche-Fall der Danske-Bank verwickelt war. Die dänische Bank hatte von 2007 bis 2015 rund 200 Milliarden Euro aus dunklen Kanälen ins globale Finanzsystem geschleust. Die Aktie des Kreditinstituts gab am Donnerstag deutlich nach.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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