Geflüchtete:Wer "erwerbstätig" ist

Die Zahlen belegen, wie frivol mancher Vorwurf gegen Merkel war.

Von Detlef Esslinger

Lediglich ein paar Jahre noch, dann ist jeder zweite Geflüchtete in Deutschland "erwerbstätig". Diese Einschätzung haben am Donnerstag die Arbeitsmarktforscher der Bundesagentur für Arbeit verbreitet.

Die Anführungszeichen sind deshalb nötig, weil die Forscher von Erwerbstätigkeit einen anderen Begriff haben als Laien. Erwerbstätig sind für sie auch all diejenigen, die bloß bezahlte Praktika und Minijobs haben. Deshalb sind nach ihrer Zählung mittlerweile zehn Prozent der 2015 nach Deutschland Geflüchteten erwerbstätig. Schon zehn Prozent oder bloß zehn Prozent? Jedenfalls zeigt sich, wie mühsam es ist, die Geflüchteten hier in Lohn und Brot zu bekommen. Entweder haben sie keine Zeugnisse dabei, oder diese Zeugnisse sind hier wenig wert, und fast alle tun sich unendlich schwer mit der deutschen Sprache, die nun mal die Grundlage von allem ist. Sie tun sich damit so schwer, wie sich ein Deutscher schwertun würde, der gezwungen wäre, plötzlich Arabisch zu lernen.

Im Ausland wird oft unterstellt, die Deutschen hätten nur deshalb so viele ins Land gelassen, um ihr demografisches Problem zu lösen. Der Vorwurf war immer frivol. Die Aufnahme war ein Akt der Humanität. Nun folgt die nächste Aufgabe: diesen Menschen Beschäftigung zu geben; damit sie die Zeit hier nutzen und damit sie nicht nur ein Fall für die Sozialkassen sind. Alles Weitere wird sich weisen.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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