Gaza:Abbas unter Zugzwang

Die Hamas will ihre Probleme an den Palästinenserchef abtreten.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Die Hamas gibt zwar dem Druck nach, aber nicht auf: Ihr Angebot einer Versöhnung mit der Fatah ist nicht der Einsicht geschuldet, dass endlich eine palästinensische Einheitsregierung gebildet und der seit zehn Jahren andauernde Streit mit der Fatah beenden werden sollte.

Die Hamas sieht sich zu dem Schritt gezwungen, die Verwaltung im Gazastreifen abzutreten, weil sich die Versorgungslage in der Küstenenklave dramatisch verschlechtert hat. Ein Großteil der 1,9 Millionen Menschen würde ohne internationale Hilfslieferungen schlicht verhungern. Auf Geheiß von Palästinenserpräsident und Fatah-Chef Mahmud Abbas wurden zuletzt noch die Stromzufuhr gekürzt und Medikamentenlieferungen gestoppt. Die radikale Palästinenserorganisation geriet weiter in Bedrängnis, nachdem auch Katar seine finanzielle Unterstützung reduziert hatte. Ägypten wiederum verlangte als Voraussetzung für Zugeständnisse wie die Öffnung des Grenzübergangs Rafah ein Abschwören von den Muslimbrüdern und eine verstärkte Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich.

Die Hamas überantwortet mit diesem Schritt Abbas all diese Probleme. Sie bringt den kranken 82-Jährigen mit ihrer Bereitschaft, sich Wahlen zu stellen, in Zugzwang. Denn dessen Nachfolge ist nicht geregelt, und der Hamas wird zugetraut, auch im Westjordanland zu gewinnen. Jetzt ist Abbas unter Druck.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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