Außenministerin:Entfernung von Kreuz bei G7-Treffen: Baerbock zeigt Bedauern

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Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Krieg in der Ukraine, brutales Vorgehen gegen Proteste im Iran - an Themen mit Tragweite fehlt es beim G7-Treffen in Münster nicht. Für Aufregung sorgte ein Gegenstand, der nicht an seinem Platz war.

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Münster (dpa) - Außenministerin Annalena Baerbock hat die Entscheidung ihres Auswärtigen Amts bedauert, während des G7-Treffens im Tagungsort in Münster ein historisches Kreuz entfernen zu lassen. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir es nicht weggeräumt hätten“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag nach dem Treffen mit ihren Kollegen der wirtschaftsstarken Demokratien. Es sei keine bewusste Entscheidung gewesen, „erst recht keine politische Entscheidung, sondern offensichtlich eine organisatorische Entscheidung.“ Sie habe erst am Freitagmorgen davon erfahren.

Die Außenministerinnen und Außenminister der G7 hatten bei dem zweitägigen, vom Auswärtigen Amt organisierten Treffen unter anderem im Friedenssaal des Historischen Rathauses getagt. Auf einem Vorsprung an einer holzvertäfelten Wand steht dort eigentlich ein großes Kreuz, den „Westfälischen Nachrichten“ zufolge das „Ratskreuz“ aus dem 16. Jahrhundert. Auf Fotos der G7-Runde aus dem Raum ist aber ein leerer Sockel ohne Kruzifix zu sehen.

Baerbock sagte, der Friedenssaal sei weitreichend umgebaut worden, um daraus einen Ort für eine Konferenz zu machen „und im Rahmen dieser Umgestaltung ist tatsächlich auch das Kreuz an einen anderen Ort gestellt worden“. Das Kreuz sei Teil der Geschichte des Ortes und hätte deswegen auch in den historischen Saal gehört. Sie bitte um Verständnis, dass sie sich als Außenministerin nicht persönlich um die organisatorische Umstellung kümmere. „Nichtsdestotrotz bedauere ich das sehr“, sagte Baerbock.

Die Entscheidung hatte für Aufregung gesorgt. Das Bistum Münster zeigte Unverständnis, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) sagte, „diese Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), kritisierte im Fernsehsender „Welt“, wer Symbole des christlichen Glaubens aus einem Sitzungssaal räumen lasse, sei nicht weltoffen, sondern verbohrt. Seine Fraktionskollegin Christiane Schenderlein sagte der „Rheinischen Post“, es sei „eine neue, traurige und nie geahnte Dimension erreicht“.

Baerbock entgegnete auf diese Kritik, ohne die Union direkt zu nennen: „Lassen Sie uns gerne politisch in der Sache streiten über die Situation in der Ukraine, im Iran oder auch über andere innenpolitische Dinge. Aber ich glaube wirklich, um dieses Thema jetzt zu streiten - das ist wirklich ein falsches Zeichen, gerade auch von der Stadt Münster.“

Der G7-Runde gehören neben Deutschland Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und Großbritannien an. Deutschland hat bis Jahresende den Vorsitz und ist zurzeit zuständig für die Organisation von Konferenzen.

© dpa-infocom, dpa:221104-99-390139/3

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