Fußball-Verbände:Acht Jahre Sperre für Blatter und Platini

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Wegen einer dubiosen Millionen-Zahlung bestraft die Fifa-Ethikkommission die Chefs von Fußball-Weltverband und Uefa. Beide kündigten noch am Montag an, das Urteil anfechten zu wollen.

Von Claudio Catuogno, Zürich/München

Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbands hat Fifa-Präsident Sepp Blatter und Europas Verbandschef Michel Platini für jeweils acht Jahre gesperrt. Die hauseigenen Juristen unter Vorsitz des Münchner Strafrichters Hans-Joachim Eckert werteten eine von Blatter im Jahr 2011 bewilligte Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Platini als Verstoß gegen Ethikregeln. Die Sperren gelten für alle "fußballrelevanten Tätigkeiten" - die Funktionäre dürfen weder Ämter übernehmen noch in offizieller Funktion ein Stadion betreten. Sie waren im Oktober schon vorläufig suspendiert worden.

Blatter, 79, und Platini, 60, kündigten noch am Montag an, das Urteil anzufechten. Der Schweizer nannte die Entscheidung bei einer Pressekonferenz in Zürich eine "Schande", der Franzose äußerte sich nur schriftlich und sprach von einer "Farce". Beide wollen die Berufungskommission der Fifa und gegebenenfalls den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen. Als letzte Instanz könnten sie noch vor das Schweizer Bundesgericht ziehen. Die Europäische Fußball-Union Uefa teilte mit, sie sei "extrem enttäuscht" über das Urteil und werde Platini dabei unterstützen, "seinen Ruf wiederherzustellen".

Blatter und Platini stellen die dubiose Millionen-Zahlung als nachträgliches Honorar für eine Beratertätigkeit dar, die Platini von 1999 bis 2002 für die Fifa leistete. Sie konnten sich jedoch nur auf angebliche mündliche Absprachen berufen. Die Ethikkammer wertete dies als "nicht überzeugend". Die Fifa-Ermittler hatten Blatter sogar Bestechung und Platini Bestechlichkeit vorgeworfen und lebenslange Sperren gefordert, weil Platini im zeitlichen Umfeld der Zahlung von einer eigenen Kandidatur als Fifa-Chef abgesehen und den europäischen Fußball stattdessen auf Blatters Wiederwahl eingeschworen hatte. Den Vorwurf der Korruption ließ die Spruchkammer zwar fallen, sie beanstandete aber einen Interessenskonflikt.

Blatter räumte zwar ein, die Zahlung sei bei der Fifa nicht korrekt verbucht worden. "Aber das sind Finanzangelegenheiten, die nichts mit Ethik zu tun haben", sagte er. Er bekräftigte zudem, dass die Ethikkommission aus seiner Sicht gar nicht das Recht habe, ihn als von 206 Konföderationen gewählten Präsidenten zu sperren. Seine Pressekonferenz schloss er mit den Worten "I'll be back". Blatter wollte eigentlich am 26. Februar auf dem außerordentlichen Fifa-Kongress die Wahl seines Nachfolgers leiten. Platini hat sich um das Amt beworben und hält an dem Vorhaben, neuer Fifa-Chef zu werden, auch weiter fest. Er habe sich "immer tadellos verhalten". Dass er für die Wahl noch zugelassen werden kann, gilt allerdings schon aus zeitlichen Gründen als nahezu ausgeschlossen.

Neben der Sperre muss Blatter noch 50 000 und Platini 80 000 Schweizer Franken Geldstrafe zahlen. Gegen Blatter ermittelt zudem die Schweizer Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung". Die US-Justiz führt Verfahren gegen diverse Fifa-Funktionäre wegen organisierter Kriminalität.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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