Friedensbewegung:Kategorie: unwichtig

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Die Katholische Friedensbewegung Pax Christi bangt um ihren Zuschuss, den die Bischöfe komplett streichen wollen. Es geht zwar nur um 60000 Euro, angesichts der Kirchensteuereinnahmen ein Klacks. Aber es geht auch ums Prinzip.

Von Matthias Drobinski, München

Der Zweite Weltkrieg tobte noch in aller Grausamkeit, da rief die französische Lehrerin Marthe-Marie Dortel-Claudot zu einem "Kreuzzug der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich" auf. Die mutige Aktion gilt als Geburtsstunde der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi", die sich erst der Aussöhnung der Weltkriegsgegner widmete und dann dem Frieden allgemein. Lang ist's her. Jetzt plant der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD), dem deutschen Zweig von Pax Christi vom Jahr 2018 an den Zuschuss komplett zu streichen.

Es geht um 60 000 Euro im Jahr. Für die katholischen Bistümer, die über den VDD ihre Gemeinschaftsprojekte finanzieren, ist das nicht viel Geld - allein an Kirchensteuern nehmen sie gerade mehr als sechs Milliarden Euro ein. Für Pax Christi, das seine Arbeit überwiegend aus Spenden und Beiträgen finanziert, würden jedoch 20 Prozent der Einnahmen wegfallen; "für uns stellt das die Existenz von Pax Christi auf Bundesebene infrage", sagt die Bundesvorsitzende Wiltrud Rösch-Metzler, die sich "schockiert" zeigt: "Ausgerechnet jetzt, wo die vielen Kriege und Konflikte die Menschen beunruhigen, scheint unsere Friedensarbeit von der Bischofskonferenz nicht mehr gewollt zu sein."

Dabei gibt es offiziell keinen inhaltlichen Grund dafür, dass die Bischöfe Pax Christi nicht mehr mitfinanzieren wollen. Der VDD will sich schon jetzt auf die Zeit vorbereiten, in der die Kirchensteuer nicht mehr so üppig fließt, und seinen Haushalt nicht über ein Volumen von 120 Millionen Euro hinaus ausweiten. Eine Sparkommission aus vier Bischöfen, vier Generalvikaren und einer Unternehmensberatung hat die Arbeitsbereiche und Finanzierungen des VDD eingeteilt: in wichtig, der Prüfung bedürftig und unwichtig. Pax Christi landete in der Kategorie C - kann wegfallen, wie auch das Frauenmissionswerk oder der wissenschaftliche Dienst.

In einem Schreiben an Rösch-Metzler betont Reinhard Marx, der Münchner Kardinal und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, "Pax Christi werde auch weiterhin als wichtige Stimme in der kirchlichen Debatte über den Frieden geschätzt". Gleichwohl wolle er "keine Hoffnung auf eine Änderung der von den deutschen Bischöfen getroffenen Entscheidung machen"; die Bemühungen der katholischen Friedensfreunde sollten sich "darauf konzentrieren, alternative Einnahmequellen zu erschließen".

In den 80ern hatte die deutsche Pax-Christi-Sektion 20 000 Mitglieder, jetzt sind es noch 5000

Tatsächlich hat sich in der jüngsten Zeit kein Bischof kritisch über Pax Christ geäußert - das war in den Achtzigerjahren noch anders, als der Verein sich der Friedensbewegung anschloss und jungen Männern die Kriegsdienstverweigerung nahelegte. Es hat eher schleichend das Interesse an Pax Christi nachgelassen, weil es so kompliziert geworden ist mit dem Frieden: Die Konflikte in Syrien und dem Nahen Osten erscheinen als unlösbar, der Terror stärkt den Pazifismus nicht. Noch 5000 Mitglieder hat die deutsche Pax-Christi-Sektion, in den 80ern waren es 20 000. Einen ähnlichen Prozess vermutet auch Rösch-Metzler bei den Bischöfen: "Das Thema Frieden hat bei vielen nicht den Stellenwert, den es angesichts der Weltlage haben sollte."

Bei Pax Christi hofft man nun darauf, dass das Nein des Bischofskonferenzvorsitzenden Kardinal Marx doch nicht so abschließend ist, wie es klingt. Schließlich zweifeln auch einige Bischöfe, ob es wirklich so klug ist, der traditionsreichen Bewegung einfach so den Zuschuss komplett zu streichen; der Fuldaer Bischof und Pax-Christi-Präsident Heinz Josef Algermissen hat bei Marx gegen den Schritt protestiert. Am kommenden Montag und Dienstag treffen sich die Bischöfe zur nicht öffentlichen Sitzung im Kloster Himmelspforten in Würzburg. Auf der Tagesordnung dürfte stehen, was die Pax-Christi-Vorsitzende Rösch-Metzler sich wünscht: der Frieden.

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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