Frankreich:Sympathieträger

Viele Franzosen stehen hinter den Protesten, das ist Macrons Problem.

Von Nadia Pantel

Kehrt nun wieder Ruhe ein in Frankreich? Aus Perspektive der Regierung ist Premierminister Édouard Philippe ein gutes Stück auf die Protestbewegung der "Gelben Westen" zugegangen. Die Erhöhung der Benzinsteuer, die seit Mitte November zum Symbol schlechthin für soziale Ungerechtigkeit geworden ist, wurde von Philippe vorerst zurückgezogen. Das ist eine Geste im Sinne der Gilets jaunes. Doch vermutlich wird sie nicht ausreichen, um den Zorn zu besänftigen, der bis weit in die Mitte der Gesellschaft reicht.

Die Dynamik der vergangenen drei Wochen hat eine Wut auf die Straße getragen, die seit Jahren gärt. Sie hat kaum noch mit konkreter Politik zu tun, sondern mit den grundsätzlichen Strukturen des Landes. Sie speist sich aus dem Gefühl, dass eine kleine, abgeschirmte Elite in Paris über das Schicksal von Millionen Bürgern entscheidet, ohne dass diese ein Mitspracherecht hätten. Tatsächlich sind die Kreise der Mächtigen in Frankreich deutlich exklusiver als in Deutschland, das hat sich auch mit dem jungen Präsidenten Emmanuel Macron nicht geändert.

Macron sieht sich in diesen Wochen dem grundlegenden Problem seiner Amtszeit gegenüber: Berücksichtigt man Nichtwähler und ungültige Stimmen, hat die Mehrheit der Franzosen sich nicht für ihn entschieden.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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