Frankreich:Marsch durch die Mitte

Die "Bewegung" des Präsidenten Macron verdrängt die Parteien der linken und der rechten Mitte. Das ist nicht gut fürs Land.

Von Stefan Ulrich

Wie ein Scheibenwischer hat Emmanuel Macron die linke und die rechte Mitte Frankreichs freigefegt. Als unabhängiger, linksliberaler Präsidentschaftskandidat verdrängte er mit seiner Bewegung En Marche zunächst die Sozialisten in die Bedeutungslosigkeit. Dann, nach seinem Wahlsieg, stellte er ein eher rechtsliberal geprägtes Kabinett zusammen, für das er einige Politiker der konservativen Republikaner abwarb, darunter Premier Édouard Philippe. Die Folge: Die Partei des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy hat sich gespalten und sucht verzweifelt nach Orientierung.

Jetzt haben die Republikaner jene Politiker, allen voran Philippe, rausgeworfen, die offen mit dem Gegner Macron paktieren. Das ist ein später Akt der Selbstachtung. Die Frage bleibt nun, wo sich die Republikaner positionieren können: Die rechte Mitte besetzt Macron. Am rechten Rand hat sich der extreme Front National sehr breitgemacht. Viel Platz dazwischen ist da nicht. Ähnliches gilt für die Sozialisten: Denn auch die linke Mitte belegt Macron. Und am linken Rand baut der radikale rote Volkstribun Jean-Luc Mélenchon seine Stellungen aus.

Am Ende dieser Entwicklung könnten Macrons Zentristen nur noch zwei große Gegner bleiben: Linksradikale und Rechtsradikale. Eine vernünftige Alternative zur Politik des Präsidenten gäbe es in Frankreich dann nicht mehr. Gut für die Republik wäre das nicht.

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: