Frankreich:Ganz schön nachhaltig

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„Der sensationalistische Ton hilft nicht, das Problem zu lösen“: Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro (rechts) fühlt sein Land von seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron zu Unrecht an den Pranger gestellt. (Foto: Jacques Witt/AFP)

Wie sich Emmanuel Macron als Präsident mit Umweltbewusstsein in Szene setzt - und dafür nicht nur Beifall erntet, weder von manchen Kollegen im Ausland noch von Natur- und Umweltschutzverbänden im eigenen Land.

Von Nadia Pantel

Wenn es nach Emmanuel Macron geht, dann ist er einer der weltweiten Anführer gegen den Klimawandel. Immerhin hat sich das Team des französischen Präsidenten den Slogan "Make our Planet great again" ausgedacht. 2017 wurde Macron noch gefeiert für diesen humorvollen Hieb gegen den US-Präsidenten Donald Trump und dessen Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. Doch an diesem Freitag zeigt sich: Je mehr sich der französische Präsident als Umweltschützer positioniert, desto höher sind die Erwartungen und entsprechend scharf die Kritik. Kurz vor Beginn des G-7-Gipfels in Biarritz sah sich Macron gleich an zwei Fronten des Vorwurfes der Scheinheiligkeit ausgesetzt.

Zunächst war da das Foto eines Feuers, das er auf Twitter postete mit dem Hinweis: "Unser Haus brennt." Macron wollte damit auf die aktuellen Waldbrände im Amazonas aufmerksam machen und seinen Willen bekunden, die Zerstörung des Regenwaldes zum zentralen Thema des Gipfels zu machen. Dem Élysée-Palast ist es gelungen, für die Riesentagung in Biarritz das ISO-20121-Label zu bekommen, ein Zertifikat, dass dem Gipfel zusichert, trotz seiner Größe eine gewisse Nachhaltigkeit zu wahren und den ökologischen Fußabdruck gering zu halten.

Aus Macrons Perspektive wäre es ein Erfolg, der sein grünes Image stärkt, wenn die G 7 sich nun unter seiner Führung auf Umweltfragen konzentrieren würden. Ungut ist nur, dass Macron für seinen Twitter-Post versehentlich ein mindestens 16 Jahre altes Foto verwendete. Auch die Formulierung "unser Haus" erzürnte in Brasilien nicht nur die Regierung. Dass es Macron jedoch nicht nur um Twitter-Politik ging, zeigte er am Freitagmittag. Der französische Präsident drohte Brasilien mit der Blockade des Handelsabkommens Mercorsur und sagte, sein brasilianischer Kollege Jair Bolsonaro habe ihn "angelogen", was sein Engagement für den Umweltschutz betrifft.

Ein unangenehmer Streit mit Nichtregierungsorganisationen

Unangenehmer als die Polemik um seinen missglückten Twitter-Post ist für Macron indes der Streit mit Nichtregierungsorganisationen, der dem Gipfel vorausgeht. Eine Gruppe von 32 Verbänden, zu denen auch Greenpeace und Oxfam gehören, wirft dem Élysée vor, die Zivilgesellschaft vom Gipfel auszuschließen. Der Grund für den Zorn ist die geringe Anzahl an Akkreditierungen für Nichtregierungsorganisationen. "Wir werden daran gehindert, unsere Arbeit zu machen", heißt es von Greenpeace. Es habe seit Jahren keinen so restriktiven Zugang zum Gipfel gegeben wie nun in Biarritz.

Macron hingegen wirbt für den Gipfel als ein "inklusives" Treffen, das die Zivilgesellschaft einbezieht. Er beruft sich dabei hauptsächlich auf Beratungen mit Verbänden, Vereinen und Konzernen, auf denen der G-7-Gipfel seit Januar vorbereitet wird. Die Umweltorganisationen werfen ihm nun vor, sie zum tatsächlichen Anlass, dem Treffen der Staatschefs, außen vor zu lassen. Am Freitag empfängt der Präsident von 10 bis 18 Uhr Vertreter der Zivilgesellschaft, um vor dem Gipfel deren "Empfehlungen zu sammeln", wie es aus dem Élysée heißt. Ein lange geplantes Treffen mit Macron im Élysée-Palast dagegen werden die Verbände boykottieren.

© SZ vom 24.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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