Frankreich:Fillon schlägt um sich

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Fühlt sich als Opfer eines Staats-Komplotts, angezettelt vom sozialistischen Amtsinhaber François Hollande: der republikanische Präsidentschaftskandidat François Fillon. (Foto: Jean-Sebastien Evrard/AFP)

Der angeschlagene Präsidentschaftskandidat erhofft Rettung durch ein Skandal-Buch.

Der Satz, wonach der Angriff die beste Verteidigung ist, stimmt nicht immer. Im Fall von François Fillon, Präsidentschaftskandidat der französischen Republikaner, ist die Attacke eher das allerletzte Mittel, das einem von Skandalen beschädigten Politiker bleibt. Der 63-jährige Konservative schlägt um sich. Er sieht sich als Opfer eines Staatskomplotts, glaubt sich abgehört und wähnt François Hollande, den sozialistischen Amtsinhaber, als Strippenzieher seiner "politischen Hinrichtung".

Die Regierung wies am Montag alle Vorwürfe prompt zurück, Fillon oder die Rechtspopulistin Marine Le Pen würden abgehört. Das komme "bestenfalls reiner Spekulation gleich und schlimmstenfalls dem Willen, die Realität zu manipulieren", sagte Justizminister Jean-Jacques Urvoas. Die Vorwürfe hatten sechs prominente Parteifreunde Fillons ausbuchstabiert: Übers Wochenende ließ Senator Bruno Retailleau von Juristen das Manuskript von "Bienvenue Place Beauvau" auswerten. Das neueste Pariser Skandalbuch, geschrieben von drei Journalisten und benannt nach dem Amtssitz von Innenminister und Polizeichef, hatte verbreitet, Hollande bediene sich eines Netzwerks aus Steuerfahndung und Kriminalpolizei, um politische Gegner zu überwachen - und bei Bedarf per Indiskretion zu vernichten. Auf sieben Seiten sammelten die Republikaner Zitate, daneben stellten sie die mutmaßlichen Straftatbestände wie Verletzung der Privatsphäre, Justizmissbrauch, Vorteilsnahme. Am Montag reichten sie den Schriftsatz beim Staatsanwalt ein - und forderten Ermittlungen gegen Hollandes angebliches "schwarze Kabinett". Der Begriff erinnert an Machenschaften unter François Mitterrand, der Gegner überwachen ließ. Hollande ist Mitterrand-Verehrer, zudem ist von ihm ein brisanter Spruch kolportiert: "Sarkozy überwache ich, ich weiß alles, was er tut." Das Skandalbuch zitiert den Satz von 2014. Nur, harte Beweise für die Steuerung der Justiz fanden die Autoren nicht. Schon gar nicht wollen sich die Journalisten als Kronzeugen für Fillons Verschwörungstheorie einspannen lassen. Das "mutmaßliche schwarze Kabinett" habe im Fall Fillon "nichts ausgerichtet".

© SZ vom 28.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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