Frankreich:Der Königsmacher verzichtet

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Der französische Mitte-Politiker François Bayrou tritt nicht als Präsidentschafts-Kandidat an. Sein Rückzug könnte vor allem dem sozialliberalen Emmanuel Macron helfen, die Stichwahl zu erreichen.

Von Christian Wernicke, Paris

Frankreichs Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron darf neue Hoffnung schöpfen, im Mai als sozialliberaler Anwärter die Präsidentschaftswahl zu gewinnen: François Bayrou, Spitzenpolitiker der französischen Zentristen, verzichtete am Mittwoch in Paris auf eine eigenständige Kandidatur. Bayrou bot Macron eine Allianz an und lobte dessen Versuch, linke und rechte Franzosen zu vereinen. Die beiden Politiker, die um dieselben Stimmen geworben hätten, wollten sich am Donnerstag treffen.

Fillon hat trotz Affären Chancen, in die Stichwahl zu kommen

Auch der Kandidat der konservativen Republikaner François Fillon hatte um Bayrous Rückhalt geworben. Der lehnte dies am Mittwoch ab und verwies auf Fillons Affäre um die Beschäftigung dreier Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter auf Staatskosten. Das sei "schockierend", zudem sei Fillons Programm zu radikal und gefährlich. Das Rennen um die Macht in Frankreich ist ungewisser denn je. Mehr als die Hälfte der Wähler (54 Prozent) erklärten diese Woche in einer Umfrage, sie seien noch unentschlossen. Zwar gilt Marine Le Pen, Vorsitzende des Front National, als Favoritin für den ersten Wahlgang am 23. April. Sie erzielt in Umfragen etwa 26 Prozent. Der Rechtsextremen werden aber nur geringe Chancen in der Stichwahl am 7. Mai eingeräumt. Neue Umfragen lassen Fillon (circa 20 Prozent) Aussicht auf den Einzug in den zweiten Wahlgang. Emmanuel Macron fiel leicht zurück (17 Prozent), ihm folgt der Sozialist Benoît Hamon (13 Prozent). Bayrou war früher als Kandidat der Mitte eine Art Königsmacher. 2007 half er per Wahlempfehlung dem konservativen Nicolas Sarkozy zum Stichwahlsieg gegen die Sozialistin Ségolène Royal. Fünf Jahre später sprach sich Bayrou für den linken Herausforderer François Hollande aus. Sarkozy verzieh Bayrou diesen "Verrat" nie. Allein der gemäßigte Republikaner Alain Juppé hätte sich Bayrous Unterstützung und Kandidaturverzicht sicher sein können. Aber aus genau diesem Grund wiederum votierten viele Parteianhänger gegen Juppé.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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