Danielle Mitterrand gestorben:Frankreichs starke Präsidentengattin

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Sie war schüchtern und eigenwillig zugleich. Danielle Mitterrand, die Witwe des früheren französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, kämpfte ihr Leben lang für Menschenrechte und kritisierte den Kapitalismus, als noch niemand etwas davon wissen wollte. Jetzt ist die couragierte Aktivistin mit 87 Jahren gestorben.

Bis ins hohe Alter stand ihr Name für den couragierten Einsatz für Menschenrechte: Danielle Mitterrand, die Witwe des früheren französischen Präsidenten François Mitterrand, eckte mit ihrem humanitären Engagement oft an. Doch die unbequeme Präsidentengattin ließ sich den Mund nie verbieten und setzte sich auch nach dem Tod ihres Mannes für Flüchtlinge und Minderheiten ein. Nun ist die langjährige "erste Dame Frankreichs" im Alter von 87 Jahren in Paris verstorben.

Danielle Mitterrand ist im Alter von 87 Jahren gestorben. (Foto: AFP)

Die 1924 im ostfranzösischen Verdun geborene Lehrerstochter lag zuletzt in einem Pariser Krankenhaus im künstlichen Koma; bereits im September war sie wegen Atemnot in einer Klinik behandelt worden. Als "müde" und "zerbrechlich" beschrieben sie ihr nahestehende Menschen zum Schluss.

Dabei war noch Ende Oktober ein Interview mit Danielle Mitterrand erschienen, in dem sie daran erinnerte, dass vor 15 Jahren niemand etwas von ihrer Kritik am Kapitalismus wissen wollte. Bis zu ihrem Tod blieb sie auch Präsidentin der von ihr gegründeten Stiftung für Entwicklung und Menschenrechte, "France-Libertés".

Das Leben der eigenwilligen Kämpferin war von jungen Jahren an eng mit dem des späteren sozialistischen Präsidenten François Mitterrand verbunden. Als 17-Jährige schloss sich Danielle Mitterrand Anfang der vierziger Jahre der französischen Résistance gegen die Nazi-Besatzung an - und lernte dort ihren Mann kennen. Im Oktober 1944 heirateten die beiden, von drei gemeinsamen Söhnen starb einer als Baby.

Als Mitterrand im Mai 1981 zum bisher einzigen sozialistischen Staatschef der Fünften Republik gewählt wurde, stellte seine Frau gleich klar, dass sie nicht nur karitative Pflichtübungen als Präsidentengattin absolvieren werde. "Bloß keine Eröffnung von Chrysanthemenbällen!" soll sie damals ausgerufen haben.

Schüchtern und eigensinnig zugleich, widersetzte sich die zierliche Brünette mit der Schulmädchenfrisur oft der Staatsräson. So kam es vor, dass sie sich weigerte, ihren Mann in Länder zu begleiten, deren Regierung ihr nicht genehm waren.

Ihre Alleingänge riefen bald auch die Kritiker auf den Plan. Vorgeworfen wurde ihr, immer nur den rechten Erzfeind im Visier zu haben und gegenüber Menschenrechtsverstößen von links blind zu sein. So prangerte Danielle Mitterrand, eine Bewunderin Fidel Castros, Anfang der achtziger Jahre laut den "US-Imperialismus" an. Und ihr wurde indirekt angeraten, die Finger aus den Staatsgeschäften zu lassen. "Meine Entscheidungsfreiheit ist total", erklärte sie hingegen selbstbewusst. "Natürlich störe ich auf der diplomatischen Ebene, das sagt man mir auch."

Die Präsidentengattin ließ sich nie einschüchtern. Für ihre 1986 gegründete Stiftung reiste Danielle Mitterrand um die Welt - von afrikanischen Dürrezonen bis hin zu den Straßenkindern von Haiti. 300 Kurden holte sie kurzerhand aus einem türkischen Flüchtlingslager nach Frankreich, und der Dalai Lama bekam von ihr einen Preis. Nur knapp entkam sie 1992 einem Anschlag im irakischen Kurdengebiet.

Noch bevor François Mitterrand 1995 als Präsident abtrat, kam heraus, dass der Staatschef eine uneheliche Tochter namens Mazarine hat. Seine Frau soll recht locker mit dem "Fehltritt" umgegangen sein. Wenig später, im Januar 1996, erlag der 79-Jährige Ex-Präsident seinem Krebsleiden.

Danielle Mitterrand setzte ihr Engagement auch nach dem Tod ihres Mannes fort. Die Worte der einstigen "Première Dame", die noch am Montag auf der Internetseite ihrer Stiftung zu lesen waren, klangen wie ihr Vermächtnis: "Das Leben wollte, dass ich einen langen Weg in der Zeit gehe. (...) Ich hatte das Glück zu sehen, dass sich Dinge ändern, wir haben sogar manche unserer Kämpfe gewonnen. Aber ein zu großer Teil der Menschheit bleibt an den Rand gedrängt."

© sueddeutsche.de/AFP/segi/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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