Frankreich:Chapeau, Madame!

Der Rücktritt der Ministerin Goulard ist konsequent und ehrenhaft.

Von Stefan Ulrich

Wenn die Revolution ihre Kinder frisst, ist das kein gutes Zeichen. Bedeutet es doch, dass revolutionärer Furor in Terror umschlägt. Im Fall der Revolution, die gerade in Frankreich abläuft, hat es jedoch sein Gutes, dass sie nun die ersten Revolutionäre verschluckt. Präsident Emmanuel Macron und seine Partei La République en Marche haben versprochen, die durch Raffgier und Korruption in Verruf geratene Politik zu reinigen. Dank dieser Verheißung haben es Macron und seine Partei geschafft, die Wahlen zu gewinnen. Jetzt aber würde nichts die neue Kraft schneller diskreditieren als die Duldung alter, anrüchiger Praktiken im eigenen Lager.

Daher ist es überfällig, dass der unter Korruptionsverdacht stehende Minister Richard Ferrand nun das Kabinett verlassen muss. Beeindruckend aber ist vor allem, dass Verteidigungsministerin Sylvie Goulard von der mit Macron verbündeten Modem-Partei freiwillig ihr Amt aufgibt. Obwohl gegen Goulard bislang keine Ermittlungen wegen illegaler Parteienfinanzierung laufen, sondern nur gegen ihre Partei, tritt sie ab, um Ministerium und Armee nicht zu belasten. Chapeau!

Modem-Chef François Bayrou dagegen lässt diese Größe vermissen. Er will Justizminister bleiben, obwohl gerade ein Justizminister frei von jedem Verdacht sein sollte. Macron wird seinen Verbündeten entlassen müssen, wenn er will, dass seine Revolution sauber weitergeht.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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