Fotoreportage:Eis-Reise

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Der Forschungseisbrecher "Polarstern" im arktischen Eis: eine Reise in die Kälte, zu Eisbären, Wesen der Tiefsee, neuen Erkenntnissen über den Klimawandel und der Einsicht, wie verletzlich unsere Erde ist, wenn wir sie nicht beschützen.

Von Kai Strittmatter

Am Freitag, 6. Oktober, um halb zehn Uhr abends war es so weit: Kurz vor dem Einbruch der Monate währenden Polarnacht erreichte der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern hoch oben im arktischen Eis seine neue Heimat - eine zweieinhalb mal dreieinhalb Kilometer große Eisscholle, die sich die Wissenschaftler der Mosaic-Expedition ein paar Tage zuvor ausgeguckt hatten. Das Schiff dockte an, um sich einfrieren zu lassen. Der Plan: Crew und Schiff sollen mit der Eisdrift am Nordpol vorübertreiben. Ein ganzes Jahr lang.

Es wird die größte Arktisexpedition der Geschichte, eine Wiederholung der legendären Eisdrift des norwegischen Abenteurers und Forschers Fridtjof Nansen von 1893, nur mit ungleich mehr Besatzung und Material an Bord. Insgesamt werden 300 Wissenschaftler aus 17 Nationen in rotierenden Mannschaften mitmachen. Die Leitung der Expedition haben deutsche Polarforscher vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven inne; die Polarstern ist ihr Schiff (Die Fotos stammen zum Teil von früheren Expeditionen). Die Scholle wird für die Wissenschaftler Zuhause und Forschungscamp zugleich sein. Meereisforscher, Meteorologen, Ozeanologen, Geochemiker, Biologen, sie alle werden auf dem Eis ihre Instrumente aufstellen. Ziel ist es, die Lücken zu schließen, die eine genaue Vorhersage des Klimawandels unmöglich machen. In der Arktis steigen die Temperaturen zwei- bis dreimal so schnell wie im Rest der Welt, aber wie genau dort die Prozesse zwischen Atmosphäre, Ozean und Eis im Winter verlaufen, konnte bislang keiner beobachten. Das Meer ist im Winter von Eisschichten bedeckt, die kein Eisbrecher durchstoßen kann.

Man kann die Reise verfolgen auf dem Blog der Expedition. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen: Risse im Eis könnten Teile des Camps wegdriften lassen. Und die ersten Eisbären, eine Mutter und ihr Junges, tauchten bereits wenige Tage nach dem Andocken auf. Besatzungsmitglieder, die Wache standen, verjagten sie vorsichtshalber mit Warnschüssen.

© SZ vom 01.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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