Flughafen-Streiks:Auf dem Nagelbrett

Die Gewerkschaft Verdi weckt erwartungen, die sie nicht erfüllen kann.

Von Detlef Esslinger

Verdi neigt als Gewerkschaft zu zwei Dingen: sehr hohe Erwartungen bei ihren Mitgliedern zu wecken sowie den Begriff "Warnstreik" weit auszulegen. Landläufig versteht man darunter, dass Beschäftigte für zwei, drei oder vier Stunden streiken. Die Arbeitgeber sollen quasi einen Nadelstich spüren. Am Dienstag jedoch ließ Verdi das Sicherheitspersonal an acht Flughäfen streiken, fast 24 Stunden lang. Um im Bild zu bleiben: Den Arbeitgebern wurde ein Tag auf dem Nagelbrett verabreicht.

Ein Streik in diesem Umfang soll niemanden "warnen", sondern einen Tarifvertrag nach den Vorstellungen der Gewerkschaft erzwingen. Verdi will, dass die Sicherheitsleute an allen Flughäfen künftig einen Stundenlohn von 20 Euro erhalten. Bisher werden sie von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich bezahlt; die Stundenlöhne betragen zwischen knapp 15 und gut 17 Euro. Mit anderen Worten: Verdi will Lohnsteigerungen von mehr als 20 Prozent durchsetzen.

Da es sich bei den Gewerkschaftern um Profis handelt, werden sie wissen: Das irgendwann zu erzielende Ergebnis wird weitaus niedriger sein. Man holt nicht mit einem Mal auf, was womöglich lange Zeit versäumt worden ist. Derzeit zeigen sie ihren Ehrgeiz, bald wird ein anderes Talent gefragt sein: den Frust der Kontrolleure zu managen.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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