Flüchtlingslager:Hilfe für kranke Kinder

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Deutschland hat weitere Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern von den griechischen Inseln geholt. Und es sollen noch mehr folgen, sagt SPD-Chefin Saskia Esken.

Hilfsorganisationen haben die Aufnahme von Kindern von den griechischen Inseln begrüßt und zugleich gefordert, mehr für Flüchtlinge zu tun. "Angesichts der katastrophalen Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland muss Deutschland sich bereit erklären, mehr Menschen, insbesondere Kinder aus Griechenland, aufzunehmen," sagte der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, am Freitag in Berlin. Es sei unverantwortlich, dass die Lager in Griechenland weiter völlig überfüllt bestehen blieben. "Die Menschen werden in ihrer katastrophalen Lage allein gelassen". Die Flüchtlingskinder trafen am Freitagvormittag mit ihren Familien in Kassel ein. Das teilte das Bundesinnenministerium mit. Es handele sich um 18 Familien mit 18 medizinisch behandlungsbedürftigen Kindern, 32 begleitenden Erwachsenen und 33 Geschwisterkindern. Die Familien werden auf neun Bundesländer verteilt: Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Bremen, Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin.

Die Innenminister der Länder hatten im Juni zugestimmt, 243 kranke Kinder aufzunehmen. Mitte April hatte erstmals ein Flugzeug 47 Kinder und Jugendliche von den griechischen Inseln nach Deutschland befördert. Weitere sechs Kinder waren in den vergangenen Wochen gefolgt. Damit kommt die EU ihrem Ziel näher, insgesamt 1600 Kinder von den Inseln zu holen. Auch in Luxemburg sind bereits Kinder eingetroffen. Aktuell leben ungefähr 40 000 Geflüchtete auf den griechischen Inseln - obwohl die Lager nur für 6000 Menschen vorgesehen sind. Unter den Geflüchteten befinden sich fast 6000 unbegleitete Minderjährige.

Es sei "einfach zu wenig", jetzt knapp 1000 Menschen aufzunehmen, mahnte Loheide. "Wir haben hier in Deutschland - auch bei uns in der Diakonie - viel mehr Kapazitäten, um die Menschen aufzunehmen und ihnen zu helfen." Allein 151 Kommunen hätten sich bereit erklärt, mehr Geflüchtete aufzunehmen. Ähnlich äußerte sich die Kinderhilfsorganisation World Vision. Es sei erneut nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, sagte Vorstandsvorsitzender Christoph Waffenschmidt. Durch die Aufnahme vom Freitag setze Deutschland zwar ein positives Signal, doch dies könne angesichts der vielen Schutzsuchenden auf den griechischen Inseln nur ein Anfang sein. Die Hilfsorganisation Unicef betonte, für die Kinder sei nun eine gute medizinische Versorgung wichtig. Damit sie zudem eine Perspektive hätten, müsse der Aufenthaltsstatus schnell geklärt werden.

Die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken sprach sich dafür aus, alles zu tun, um die "menschenunwürdigen Zustände" in den Insellagern zu beenden. Sie erklärte, dass sechs weitere Flüge im Wochenabstand folgen sollten. Sie wolle sich auch weiterhin dafür einsetzen und die Aufnahmebereitschaft von über hundert deutschen Städten, mehr als der Hälfte der Bundesländer und zahlreicher europäischer Mitgliedstaaten nutzen.

© SZ vom 25.07.2020 / kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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