Flüchtlingskrise:Tote im Mittelmeer, Gewalt in Calais

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Im Camp in der französischen Hafenstadt, genannt Dschungel, gingen Flüchtlinge aufeinander los. Vor Libyen werden viele Tote befürchtet.

Bei einem Bootsunglück im Mittelmeer sind Dutzende Flüchtlinge ums Leben gekommen. Die italienische Marine barg nach eigenen Angaben vom Freitagabend 45 Tote. 135 Menschen seien von dem sinkenden Schiff gerettet worden. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern dauere an. Das überladene Fischerboot war nach Angaben der italienischen Küstenwache mit mehr als 300 Insassen vor der libyschen Küste verunglückt. Es ist bereits das dritte schwere Bootsunglück in drei Tagen. Am Mittwoch war ein überladenes Fischerboot gekentert. Etwa 560 Menschen konnten gerettet werden, doch berichteten Überlebende anschließend, dass rund hundert weitere Menschen im Rumpf eingeschlossen gewesen seien. Am Donnerstag sank ein weiteres Boot vor der libyschen Küste, bis zu 30 Menschen verloren dabei ihr Leben. "Drei Schiffe an drei Tagen, das ist sehr beunruhigend", sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Insgesamt erreichten nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit Januar 44 000 Bootsflüchtlinge Italien. In den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres waren es 40 000. Den Angaben zufolge fahren die Boote zunehmend nicht nur von libyschen, sondern auch von ägyptischen Häfen aus Richtung Italien.

Für Migranten, die innerhalb der Europäischen Union ohne gültige Papiere von Frankreich nach England wollen, führt der Weg oft über die französische Hafenstadt Calais. Dort hausen knapp 4000 Menschen in einem Flüchtlingscamp. Bei einer Massenschlägerei wurden dort 40 Menschen verletzt. Etwa 200 bis 300 Migranten seien unter anderem mit Stöcken und Steinen aufeinander losgegangen, berichtete die Präfektur des nordfranzösischen Départements Pas-de-Calais am Freitag. Mehr als 400 Polizisten schritten ein, um die Auseinandersetzung zwischen Afghanen und Sudanesen zu beenden. Die Behörde sprach von 33 leicht verletzten Flüchtlingen und zwei leicht verletzten Polizisten. Die Grenzen von Großbritannien werden bereits in Calais kontrolliert. Deswegen sammeln sich seit Jahren Tausende Flüchtlinge in der Hafenstadt. Sie versuchen, von dort illegal nach Großbritannien zu gelangen.

© SZ vom 28.05.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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