Flüchtlingsgipfel:Vernunft in Wien

Die EU sucht endlich wieder nach Gemeinsamenkeiten.

Von Stefan Braun

War das Treffen von Wien nur eine Fortsetzung des immer Gleichen? Oder ein Einknicken Angela Merkels? Oder eine Rückkehr zur Vernunft aller? Bei der Begegnung der deutschen Kanzlerin mit den EU-internen Kritikern ihres Flüchtlingskurses ist von all dem was dabei gewesen.

Immer gleich war, dass der Ungar Viktor Orbán auch in Wien der Härteste unter den Harten im Umgang mit Flüchtlinge sein wollte. Mag sich die Lage noch so verändern, ja für Erste stabilisieren - an Orbáns Lust, allen Flüchtlingen harsch die Tür zu weisen, hat sich nichts geändert. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Merkel Orbán in Wien an einer Stelle unmissverständlich entgegenkam: Bei der faktischen Anerkennung der Tatsache, dass die Schließung der Balkanroute richtig war und in der aufgeheizten Lage Anfang des Jahre sogar guttat. Merkel hat das so deutlich nicht ausgesprochen. Aber ihr gesamter Auftritt lässt kaum Platz für eine andere Deutung.

Noch wichtiger aber könnte sein, dass sich Merkel und ihre Kritiker in der EU wieder ernsthaft gemeinsam mit dem Problem auseinandersetzen. Bitter nötige Vernunft am Ende eines Tunnels - so muss man es wohl nennen, wenn die EU in dieser belastenden Frage wieder zusammen nach Lösungen suchen möchte. Mehr als ein Anfang ist das nicht. Aber dieser Anfang ist unverzichtbar, wenn sich die EU nicht aufgeben möchte.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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