Flüchtlinge:Hilfe mit Hirn

Statt Schutzsuchende zur Fahrt übers Meer zu zwingen, will sie die EU-Kommission nun direkt in Europa aufnehmen.

Von Thomas Kirchner

Weitere 50 000 Flüchtlinge sollen kommen? Sind denn nicht schon genug in Europa gelandet? Und konnten nicht ohnehin erst 30 000 unter den EU-Staaten verteilt werden? Wer so fragt, hat kaum verstanden, was die EU-Kommission am Mittwoch vorschlug. Die Behörde lag manchmal daneben in der Krise der vergangenen zwei Jahre. Aber was sie nun präsentiert, ist richtig. Es ist ein weiterer Schritt auf dem langen Weg, irreguläre oder besser: unkontrollierte in kontrollierte Migration zu verwandeln.

2015 ging es darum, Griechenland und Italien zu entlasten, die mit dem Andrang überfordert waren. Daraus entstand die Idee, Flüchtlinge von dort aus in die EU-Staaten "umzuverteilen". Das hat - unter anderem wegen des Zwangscharakters der Verteilung - zuerst gar nicht und am Ende einigermaßen geklappt. Parallel wurde schon damals beschlossen, Schutzsuchende aus Krisengebieten "umzusiedeln", also direkt in die EU zu fliegen. Die Auswahl übernehmen Organisationen wie das UNHCR.

Diese Idee, die Migrationsexperten seit jeher präferieren, verfolgt die Kommission nun stärker und weitet entsprechende Programme aus. Einer ihrer Vorteile liegt darin, dass die Schutzsuchenden auf diese Weise nicht zur tödlichen Überfahrt auf dem Meer gezwungen werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich möglichst viele Staaten beteiligen.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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