Ministerpräsident Horst Seehofer greift beim Thema Flüchtlinge mal wieder zu drastischen Worten. Diesmal warnt er vor einer "Katastrophe mit Ansage", wenn der Bund nicht mehr Geld für die Unterbringung der Asylbewerber zur Verfügung stellt. Frierende Flüchtlinge in Zelten, beschlagnahmte Pfarrsäle und Kulturzentren - das ist das Schreckensszenario, das der CSU-Chef für den Winter in Bayern malt.
So übertrieben Seehofers Wortwahl auch ist: Er gibt nur den Hilferuf weiter, der ihn aus Landkreisen und Städten täglich erreicht - von verzweifelten Bürgermeistern, die über Nacht Zeltstädte errichten lassen müssen, von Landräten, die schnell eine Turnhalle zur Flüchtlingsunterkunft umwidmen. Bei ihnen liegen die Nerven so blank, dass mancher schon lautstark das "Ende der Willkommenskultur" fordert. Die könne sich Deutschland jetzt wirklich nicht mehr leisten.
Falsch. Deutschland muss es sich leisten, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen. Dabei helfen weder Polemik noch Panik. Es braucht einen kühlen Kopf und einen bundesweiten Generalplan von Bund und Ländern für die Kommunen. Berlin muss schnell dramatisch mehr Geld zur Verfügung stellen, Seehofers eigene Staatsregierung deutlich mehr Personal bewilligen. Das bedeutet Einschnitte und gewaltige Anstrengungen, klar. Aber die werden nicht leichter, wenn man täglich Katastrophen beschwört.