Flüchtlinge auf der Balkan-Route:Slowenien appelliert an Berlin: Lasst die Grenzen offen

Wenn Deutschland keine Flüchtlinge mehr aufnehme, habe das weitreichende Folgen für alle Länder auf der Balkanroute, warnt der Außenminister. In Slowenien kommen so viele Flüchtlinge an wie noch nie.

Sloweniens Außenminister Karl Erjavec hat an Deutschland appelliert, weiterhin die Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten. "Wenn Deutschland die Einreise begrenzt, bringt das weitreichende Folgen für alle Länder auf dieser Route", sagte er dem Tagesspiegel.

Die meisten Flüchtlinge, die in Slowenien ankommen, wollten nach Deutschland, sagte Erjavec. Slowenien sei auf der Balkanroute dagegen ein "Transitland". Die Entscheidungen Sloweniens in der Flüchtlingskrise würden sich "auch künftig stark nach den deutschen und österreichischen Vorgehensweisen richten".

Slowenien vermeldet Rekordzahl an Flüchtlingen

Slowenien meldete am Donnerstag die höchste Zahl von Flüchtlingen, die bisher an einem Tag die Grenzen überquert hätten. Allein in der Nacht seien 6500 Menschen illegal eingereist, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA unter Berufung auf die Polizei berichtete. Das Land kann nach eigenen Angaben nur 2500 Flüchtlinge am Tag versorgen. Seit dem Wochenende kamen Erjavec zufolge mehr als 34 000 Flüchtlinge in Slowenien an. "Die Belastung ist enorm", sagte der Außenminister, "aber wir bemühen uns jedoch, die Migration kontrolliert zu steuern und in Abstimmung mit unseren Nachbarländern zu behandeln."

Flüchtlinge in Slowenien
:Eindrücke der Überforderung

Hunger, Kälte, Not: Auf der Westbalkan-Route herrscht Chaos. Aber noch immer kommen täglich mehrere tausend Menschen an Sloweniens Grenze an.

Auch an einem weiteren Dauerbrennpunkt, dem serbisch-kroatischen Grenzübergang Berkasovo/Bapska, warteten am Donnerstag wieder 2000 Flüchtlinge vor der geschlossenen Grenze. Die Kroaten lassen nur kleinere Gruppen durch, weil ihr nahe gelegenes Erstaufnahmelager Opatovac mit 3500 Menschen bereits überfüllt ist.

"Aufmachen, aufmachen!", riefen die Menschen immer wieder. Viele von ihnen hatten die kalte Nacht im Freien verbracht. Kroatien transportiert die über die Türkei, Griechenland, Mazedonien und Serbien kommenden Flüchtlinge weiter nach Slowenien. Von dort reisen sie nach Österreich und vor allem nach Deutschland.

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