Ottfried Fischer und die Bild-Zeitung:Konzertiertes Happy End

Lesezeit: 2 min

Der schauspielernde Fremdgeher und seine Frau wollen ihre Ehe retten und bitten die Medien um "Respekt vor unserem Privatleben". Doch die Bild-Zeitung versorgen die Fischers weiterhin mit Exklusiv-Informationen.

Oliver Das Gupta

Zuerst die gute Nachricht: Renate Fischer hat ihrem untreuen Mann Ottfried verziehen und nimmt ihn nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus wieder bei sich auf. So steht es in einer Pressemitteilung, die der vom Ehepaar Fischer beauftragte Anwalt Jens Michow herausgab.

Otto Fischer und Frau Renate (Foto: Foto: ddp)

Nun die Geschichte zur Nachricht: Der Hamburger Jurist Michow verschickte den Text am Sonntagabend, gegen 20 Uhr, an die Agenturen. Weitere Informationen gäbe es nicht: "Es wird (...) weder weitere Statements noch Fotos oder weitere persönliche Kommentare geben." besondere Maßgabe: "Bitte beachten Sie unbedingt die Sperrfrist!", 24 Uhr.

Eine seltsame Anweisung, denn zu diesem Zeitpunkt war der Redaktionsschluss der meisten Zeitungen längst vorbei. Wer eine Nachricht möglichst breit im deutschen Blätterwald streuen möchte, sollte sie also früher veröffentlichen.

Hilfe beim finalen Befreiungsschlag

Und so gab es nur ein Printmedium, das am Montagmorgen die gute Botschaft mit gebührender Aufmachung unters Volk bringen konnte: Die Bild-Zeitung. Das Boulevard-Blatt räumte am Wochenende nach dem deutschen Achtelfinalsieg sogar den Aufmacherplatz für die Fischer`sche Versöhnung frei.

Ein paar Seiten weiter kann Bild sogar mit ein paar Exklusiv-Zitaten von Renate und Ottfried Fischer aufwarten:

"Ich bin überglücklich, dass Renate weiterhin eine Chance für uns beide sieht und jetzt schon bereit zu einem Neuanfang ist", sagt da der reuige Seitenspringer. Die betrogene Gattin zitiert Bild mit den Worten: "Lass uns versuchen, die Ereignisse gemeinsam zu verarbeiten. Zieh wieder zu Hause ein."

Das alles und mehr berichtet also die Bild-Zeitung, exklusiv versteht sich. Merkwürdig ist nur, dass sich exakt gleichlautende Sätze auch in der Mitteilung des Fischer-Anwalts finden.

Seit Beginn der Affäre vor rund zehn Tagen hatten die Eheleute Fischer in Bild fleißig Intima gebeichtet ("Ich war im Bordell"). Hatten sich der "Bulle von Tölz" und das Boulevard-Blatt abermals abgesprochen, eine konzertierte Aktion zum finalen Befreiungsschlag?

Ein Anruf bei dem Autoren des Bild-Artikels bringt Licht ins Dunkel: Der Artikel sei "sauber" entstanden, versichert Fabian Posselt, alles sei mit Fischers Rechtsbeistand abgesprochen. Zu den identischen Zitaten sagt der Bild-Mann, alles sei "selbst erarbeitet".

Auch Anwalt Michow räumt ein: "Die Bild-Zeitung hat auf Anfrage Zitate der Eheleute Fischer erhalten, die von mir freigegeben wurden." Weiter möchte Michow sich nicht dazu äußern.

Eigentlich ist ja auch alles gesagt worden, und das doppelt: Einmal durch den Anwalt, einmal durch die Boulevard-Zeitung. Nur ein von den Fischers stammender Satz aus der Anwalts-Mitteilung fehlt bei Bild: Der "nachdrückliche" Appell an die Medien, künftig "Respekt vor unserem Privatleben" zu haben.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: