Festtagswünsche:Lächerliches Gejammer

"Besinnliche Zeit": Annette Widmann-Mauz, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, richtet ihre guten Wünsche zu Recht auch an Nicht-Christen. Diejenigen, die sich darüber aufregen, zeigen nur, wie schwach ihr eigenes Selbstbewusstsein ist.

Von Ronen Steinke

Christen dürfen Kruzifixe aufhängen in diesem Staat. Ganz buchstäblich: in diesem Staat. In den Schulen dieses Staates, in seinen Behörden und selbst in seinen Gerichtssälen, auch wenn das Grundgesetz eigentlich beteuert, sich gegenüber allen Religionen gleichermaßen freundlich-neutral zu verhalten, das heißt, keine zu bevorzugen. Für Christen oder kulturell christlich Geprägte ist das manchmal schön. Für Nichtchristen ist es stets auch ein Symbol der Dominanz dieser Mehrheit.

Nun hat sich aus der Mehrheit jemand bemüht, religiösen Minderheiten freundlich zu begegnen: Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, die qua Amt viel mit Nicht-christen zu tun hat, sagt in ihrer Weihnachtskarte, dass sie natürlich wisse, dass nicht jeder Weihnachten feiere wie sie. So wünscht sie einfach eine "besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr". Der Aufschrei ist ohrenbetäubend. Selbstentleibung. Kotau vor Muslimen.

Das ist ein Gejammer, das nur von Leuten kommen kann, die trotz ihrer enormen Überzahl und kulturellen Hegemonie erstaunlich unsicher sind. Vielleicht kann das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland sie beruhigen, wenn es, wie jedes Jahr zu Heiligabend, vor der Kulisse einer geschmückten Tanne zum Volk spricht.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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