Fall Weinstein:Unbezahlbar

Der Filmmogul, der systematisch Frauen bedrängte, will sich freikaufen. Geld allein aber begleicht diese Schuld nicht.

Von Susan Vahabzadeh

Für den größten Hollywood-Skandal seit Langem wäre es kein gutes Ende, käme der Filmmogul Harvey Weinstein ungeschoren davon. Genau das kann aber passieren - Weinstein glaubt, er könnte bald in sein altes Leben zurückkehren, und das ist durchaus vorstellbar, wenn nach zwei Jahren nicht mehr herauskäme als die jetzt mit den Opfern vereinbarte Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar - zu leisten von der Versicherung seiner bankrotten Firma. Für sein Strafverfahren, das im Januar beginnt, ist das kein gutes Vorzeichen.

Harvey Weinstein und seine Geschichte sind das Produkt einer Gesellschaft, in der Geld mehr zählt als alles andere. Weinstein konnte nur deswegen jahrzehntelang ungehindert agieren, weil immer wieder Opfer geschwiegen haben aus Angst, er könnte sehr viel Geld ausgeben, um ihnen das Leben zur Hölle zu machen. Und Zeugen haben geschwiegen, weil sie Angst hatten, mit Weinstein keine Geschäfte mehr machen zu können.

Ausgerechnet Harvey Weinstein, dem sein Geld die Möglichkeit zum Machtmissbrauch gegeben hat, sollte sich nicht mithilfe von Versicherungen freikaufen können. Selbst zu Zeiten des Ablasshandels mussten Sünder persönlich zahlen. Stimmt das Gericht dem Vergleich zu, wäre das ein Zeichen, dass es die Vorwürfe nicht ernst nimmt.

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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