Fairer Handel:Schutz für Niedriglöhner

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Katastrophen wie der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch haben viele Menschen im Westen schockiert. Bald könnte ein Fonds Arbeitsunfälle bei den Ärmsten abfedern. Doch dies soll nur ein Anfang sein.

Von Michael Bauchmüller

Der Schock von Rana Plaza sitzt in den Industriestaaten immer noch tief. 1127 Menschen starben, als die Textilfabrik in Bangladesch vor zwei Jahren einstürzte. 1127 Menschen, die auch für westliche Firmen genäht hatten. Die miserablen Bedingungen an der verlängerten Werkbank der Reichen - nun waren sie für alle sichtbar.

Die G-7-Staaten stehen ohnehin im Ruf, die Gewinner der Globalisierung zu sein. Das aber wollen sie in Elmau nicht auf sich sitzen lassen. Ein neuer Fonds soll dort begründet werden, der "Vision-Zero-Fonds". Angesiedelt bei der Internationalen Arbeits-Organisation ILO, soll er die Prävention stärken, etwa durch Brand- und Gebäudeschutz oder Inspektoren. Das soll die Zahl von Arbeitsunfällen massiv verringern und deren Folgen mindern; in Südostasien etwa verunglücken statistisch gesehen doppelt so viele Arbeiter wie in Europa. "Das ist ein guter Ansatz", sagt Bernd Bornhorst, Chef der Entwicklungshilfe-Dachorganisation Venro. "Der Fonds alleine reicht aber nicht, um Mindeststandards in globalen Lieferketten zu garantieren." Dafür brauche es bindende Regeln. Darauf aber wird die G 7 sich kaum einlassen. Schon die deutsche Bundesregierung hatte ihre liebe Mühe, die hiesige Textil-Industrie auf gemeinsame Standards einzuschwören. Erst nach einer Abschwächung der Regeln machten die wichtigsten Unternehmen mit.

Doch die verlängerte Werkbank ist nur eine unter vielen Gerechtigkeitsfragen, die in Elmau zur Sprache kommen sollen. Eine eigene Initiative soll sich der Überwindung von Hunger und Mangelernährung widmen, binnen 15 Jahren will sie 500 Millionen Menschen daraus befreien. Das wiederum ist Teil der globalen Nachhaltigkeitsziele, die im September in New York vereinbart werden sollen - als Fortschreibung der bisherigen "Millenniumsziele". Auch auf finanzielle Hilfen wollen sich die Sieben abermals verpflichten.

Schon warnen Entwicklungsgruppen wie "One", Gipfel-Erklärungen blieben nur schöner Schein. "Da müssen wir alle dranbleiben", sagt One-Chef Tobias Kahler, "und der Politik immer wieder sagen: Ihr habt es versprochen. Ihr müsst es auch einhalten."

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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