Extremismus:Am Ort des Überfalls

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Mehrere Männer schlagen einen Jugendlichen tot, nun gehen in Bonn die Menschen auf die Straße: Rechte nehmen den Vorfall als Anlass zum Protest, doch das wollen viele Bürger und der Bürgermeister so nicht hinnehmen.

Nach dem tödlichen Überfall auf einen Jugendlichen in Bonn sind am Pfingstwochenende sowohl Rechtsextremisten wie auch das Bündnis "Bonn stellt sich quer" auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben standen sich am Samstag im ehemaligen Diplomatenviertel in Bad Godesberg 50 Rechte und 400 Gegendemonstranten gegenüber.

Der 17-jährige Niklas P. war nach Polizeiangaben in der Nacht zum 7. Mai gemeinsam mit Freunden auf dem Weg zum Bad Godesberger Bahnhof, als er von einer Gruppe junger Männer angegriffen und niedergeschlagen wurde. Erst als weitere Zeugen den Jugendlichen zur Hilfe eilten, hätten die Täter von ihrem bereits am Boden liegenden Opfer abgelassen. Der lebensgefährlich verletzte 17-Jährige wurde von einem Notarzt reanimiert und ins Krankenhaus gebracht, wo er sechs Tage später starb. Nach den Tätern wird gefahndet. Die Staatsanwaltschaft Bonn und eine Mordkommission der Polizei ermitteln. Die Polizei hatte erklärt, Zeugenaussagen zufolge hätten zwei der Täter dunkle beziehungsweise braune Haut und sprächen akzentfrei Deutsch.

Die rechte Kundgebung unter dem Motto "Stoppt die Gewalt" nahm den tödlichen Angriff eine Woche zuvor zum Anlass, "Gewalt an Deutschen durch vermutlich Ausländer" zu thematisieren. Organisatorin der rechtsextremen Veranstaltung war "Dügida"- und "Bogida"-Aktivistin Melanie Dittmer, die vor zwei Wochen wegen Volksverhetzung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Sie durfte am Samstag keine Reden halten. Dafür sprach die Nürnberger Rechtsextremistin Ester Seitz.

Der Demonstration von "Bonn stellt sich quer" hatten sich zahlreiche Vertreter der Bonner Politik, des DGB und der evangelischen Kirche angeschlossen. Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) sagte, man wolle dem getöteten Jugendlichen am Ort des Überfalls die Ehre erweisen und den Platz nicht den Rechten überlassen. Das fremdenfeindliche Vorgehen der Rechten sei besonders perfide, sagte Sridharan. Der getötete Jugendliche habe nämlich muslimische Freunde an seiner Seite gehabt, die ihn vor den Angreifern zu schützen versucht hätten und verletzt worden seien.

© SZ vom 17.05.2016 / epd, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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