Evangelische Kirche:Ein Schiff könnte kommen

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Rettet die "Poseidon" bald im Auftrag der deutschen Protestanten Flüchtlinge aus Seenot? Vielleicht - aber das ist, wie vieles an der Aktion, noch unklar.

Von Matthias Drobinski, München

Gut 60 Meter ist die Poseidon lang und mehr als elf Meter breit, eindrucksvoll ragen zwei rot lackierte Kräne in der Mitte und am Heck in die Höhe. Mehr als 40 Jahre schon tuckert das Schiff im Dienst der Wissenschaft übers Meer, gerade ist es in der Ägäis, wo Forscher einen Unterwasservulkan erkunden. Doch das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel möchte die Poseidon verkaufen; bei der bundeseigenen Verwertungsgesellschaft Vebeg kann man Gebote einreichen und das Schiff am 15. und 16. Januar in Kiel besichtigen.

Über Bieter und Gebote schweigt die Vebeg, über einen möglichen Interessenten aber hat das Flensburger Tageblatt schon berichtet: Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) soll die Poseidon im Blick haben. Im September hat der Rat der EKD beschlossen, ein eigenes Schiff zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer zu schicken, seitdem suchen der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und seine Mitstreiter ein geeignetes Gefährt, das den Finanzrahmen nicht sprengt. Die Poseidon sei "möglicherweise für einen solchen Einsatz geeignet", sagt ein EKD-Sprecher dazu lediglich.

Denn zum einen gibt es offenbar mehrere Bieter, zum anderen hat die evangelische Kirche auch noch einige Fragen zu klären, bis es an den Schiffskauf gehen kann. Betreibt sie es selber? Und wer sind die Partner, mit denen die EKD auf Rettungsfahrt geht? Im September präsentierte Bedford-Strohm den EKD-Beschluss gemeinsam mit Vertretern von "Ärzte ohne Grenzen", der Organisation "Seebrücke" und einem Bündnis von Städten, die gerettete Flüchtlinge aufnehmen wollen. Hinzu kommen könnte die evangelische Seemannsmission, aber, so heißt es in Kirchenkreisen, auch deutsche Reeder, die froh seien, wenn sich jemand um die Schiffbrüchigen kümmere.

Die Zeit drängt langsam - vor Weihnachten muss das Konzept stehen, will man um Spenden werben und das Rettungsschiff im Frühjahr auslaufen lassen. Die Reaktionen aus den Gemeinden auf das Vorhaben, das lässt sich der Sprecher noch entlocken, seien "überwiegend positiv"; es gebe allerdings "gezielte Nachfragen".

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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