Ermittlungen:Rechtsextremer in Ungarn gefasst

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Mario Rönsch soll den illegalen Online-Waffenshop "Migrantenschreck" und zwei der größten deutschen Hetzseiten betrieben haben.

Von Simon Hurtz, München

Am Mittwochmorgen stürmen ungarische Anti-Terror-Beamte und deutsche Ermittler ein Haus in Budapest. Sie dringen in eine herrschaftliche Altbauwohnung ein, kurz darauf führen sie einen Verdächtigen ab. Er heißt Mario Rönsch und ist ein seit Jahren gesuchter Rechtsextremer, der in Ungarn untergetaucht war.

Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft dem 34-Jährigen vor, von Ungarn aus den illegalen Waffenshop "Migrantenschreck" betrieben zu haben. Knapp 200 Deutsche sollen dort Schusswaffen bestellt haben, die nach deutschem Waffenrecht verboten sind. Außerdem betrieb Rönsch mutmaßlich zwei der größten deutschen Hetzseiten: zunächst die berüchtigte Facebook-Seite "Anonymous.Kollektiv", die mit rassistischen Posts und Verschwörungstheorien fast zwei Millionen Likes sammelte; später das Portal "Anonymousnews.ru", das immer noch Falschmeldungen verbreitet und Hass auf Flüchtlinge schürt. Die Beiträge erreichen Millionen Leser. Zahlreiche Indizien, die SZ, ARD und Vice Motherboard vorliegen, sprechen dafür, dass Rönsch hinter den Seiten steckt. Dazu zählen Aussagen von Weggefährten, E-Mails, interne Screenshots aus den Administratorenbereichen sowie Registrierungsdaten der Webseite "Migrantenschreck".

Der Online-Shop bewarb seine Produkte als "Verteidigung" gegen "Ficki-Ficki-Fachkräfte" und "Meinungsverstärker gegen rotzfreche Antifanten". Er rief dazu auf, die Gaspistolen und -gewehre gegen Flüchtlinge einzusetzen. "Diese Waffen sind extrem gefährlich, weil sie in der Lage sind, menschliches Muskelgewebe, Haut und Knochen zu durchdringen", sagte Staatsanwältin Susann Wettley. "Auf eine gewisse Körperstelle gerichtet kann ein solcher Schuss auch tödlich enden."

Derzeit sitzt Rönsch in Untersuchungshaft in Ungarn. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er in wenigen Wochen nach Deutschland ausgeliefert werden könnte. Für den Waffenhandel drohen ihm mindestens sechs Monate und höchstens fünf Jahre Haft. Ob Rönsch sich auch der Volksverhetzung schuldig gemacht habe, könne "noch nicht abschließend beurteilt werden", sagte Wettley.

© SZ vom 29.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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