Entwicklungsetat:Versprochen, gebrochen

Den ärmsten Menschen dieser Welt muss geholfen werden - mit zusätzlich einer Milliarde Euro, hat Bundeskanzlerin Merkel zugesagt. Doch nun schrumpft der Entwicklungshilfe-Etat. Denn am besten spart es sich da, wo es die eigenen Bürger nicht trifft.

Von Kristiana Ludwig

Vor allem eines gibt die Bundesregierung den ärmsten Menschen dieser Erde: Versprechen. Schon lange verspricht sie, 0,7 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts in die Entwicklungshilfe zu stecken, für den Wiederaufbau von Kriegsregionen oder für Klimaschutz. Die Bundeskanzlerin sagte sogar bis zu einer Milliarde Euro zusätzlich zu. Doch wenn eintritt, was Entwicklungsminister Gerd Müller befürchtet, wird er diese Versprechen ein weiteres Mal brechen müssen, weil sein Etat schrumpft.

Für viele Bürger wäre ein Staat, der sein Wort nicht hält, ein großer Aufreger - sofern es ihre eigenen Leistungen beträfe. Doch wenn in fernen Ländern gespart wird, bringt das keine Demonstranten auf die Straße. Das weiß auch der Finanzminister. Hier gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach diesem Prinzip kürzen die Regierungen wohlhabender Länder seit Jahren vor allem dort, wo besonders wenige ihrer Bürger hinsehen: In den allerärmsten Regionen der Welt, wo Nahrung, Wasser und Bildung fehlen und kein globales Unternehmen investieren würde.

Auch Minister Müller setzte bislang verstärkt auf Länder, in denen sich die Wirtschaftsförderung auch für deutsche Firmen lohnt. Dabei ist es doch das wichtigste Versprechen der Reichen, die Not der Armen zu lindern. Sie sollten es endlich halten.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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