Ende des Zweiten Weltkriegs:Historischer Händedruck

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Das Torgauer Treffen wurde am 26. April 1945 auf der zertrümmerten Brücke für die Presse nachgestellt, das Foto ging um die Welt. (Foto: dpa)

Zum 75. Jahrestag des "Elbe Days" legen Trump und Putin gemeinsame Erklärung vor.

Von Robert Probst, München

Der Handschlag war eigentlich eine Umarmung. Und die Verständigung war viel komplizierter als man vielleicht annehmen würde. Am 25. April 1945 trafen erstmals während des Zweiten Weltkriegs sowjetische und amerikanische Soldaten direkt aufeinander, das berühmte Foto vom Handschlag von Torgau symbolisiert den Sieg der Alliierten über NS-Deutschland und das Ende des Krieges. Zum 75. Jahrestag des sogenannten Elbe Days haben nun sogar US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin trotz aller Differenzen eine gemeinsame, versöhnlich klingende Erklärung vorgelegt.

Während der letzten Tage das NS-Reiches rückten sowjetische und amerikanische Truppen auf die Hauptstadt Berlin zu, in vielen Landstrichen dauerten die Kämpfe mit der Wehrmacht und fanatischen SS-Einheiten unvermindert an. Den genauen Überblick zu behalten, fiel in diesen chaotischen Tagen schwer. Und so war auch das Treffen in Torgau ein Zufall. Die Vorausabteilungen der zur 1. Ukrainischen Front gehörenden 58. sowjetischen Schützendivision unter der Leitung von Leutnant Alexander Silwaschko und eine Patrouille der 69. Infanterie-Division der 1. US-Armee hatten zunächst auch einige Mühe zusammenzufinden.

Die US-Patrouille unter Leutnant William Robertson kam an diesem Tag ungeplant nach Torgau - bis vor kurzem Sitz des Reichskriegsgerichts und zweier großer Wehrmachtsgefängnisse. Dort hörten sie, dass die Rote Armee bereits am Ostufer stehe. Mit einem requirierten Laken, das sie mit roter und blauer Wasserfarbe zur US-Fahne umgestalteten, signalisierten die Soldaten ihre Anwesenheit - und wurden von der anderer Seite gleich unter Beschuss genommen; die sowjetischen Soldaten gingen von einem Täuschungsmanöver aus. Erst mit Hilfe eines kriegsgefangenen russischen Offiziers gelang es, sich zu verständigen. Gegen 16 Uhr kletterten die Soldaten über die zerstörte Elbebrücke und umarmten sich wortlos, heißt es im Dokumentations- und Informationszentrum Torgau. Bereits am Mittag hatten sich einige Kilometer entfernt bei Strehla sowjetische und US-Soldaten getroffen.

Der historische Händedruck mit anderen Protagonisten auf dem tags darauf nachgestellten Foto wurde zum Symbol des Friedens, ehe nur Monate später der Kalte Krieg und die Teilung des befreiten und besiegten Landes heraufdämmerte.

Kremlchef Putin und US-Präsident Trump nannten den Elbe Day nun ein Beispiel dafür, wie beide Länder ihre Differenzen für ein gemeinsames Ziel beiseite legen und zusammenarbeiten können. Die Erklärung veröffentlichten der Kreml und das Weiße Haus am Samstag zeitgleich. "Während wir heute den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gegenüberstehen, zollen wir dem Heldentum und dem Mut all jener Respekt, die gemeinsam kämpften, um den Faschismus zu besiegen." Das Verhältnis zwischen den beiden Atommächten Russland und USA ist seit Jahren wegen zahlreicher Streitthemen angespannt. Zu der für den 9. Mai geplanten Militärparade zum 75. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion in Moskau war Trump eingeladen. Trump sagte jedoch ab; wegen der Krise wurde die Parade dann auf unbestimmte Zeit verschoben. Die übliche Feier in Torgau fiel diesmal auch aus.

© SZ vom 27.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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