Eier:Nichts unter Kontrolle

Der Fipronil-Skandal macht deutlich: Die Behörden sind zu langsam und auch nicht schlagkräftig genug.

Von Markus Balser

Früh kam aus Berlin die Beruhigung. Anfang August meldete sich der Landwirtschaftsminister mit einer bemerkenswerten Einschätzung zum neuesten Lebensmittelskandal zu Wort: Die Lage in der Affäre um die mit dem Insektizid Fipronil verseuchten Eier sei "unter Kontrolle", sagte Christian Schmidt (CSU). Seit Mittwoch allerdings ist klar: Die Entwarnung kam zu früh.

Möglicherweise sind mindestens dreimal so viele Eier nach Deutschland gelangt wie bislang bekannt. Allein das Bundesland Niedersachsen zählt inzwischen bis zu 35 Millionen verseuchte Eier. Die Bundesregierung hingegen schätzte die Zahl auf ein Drittel davon - für ganz Deutschland. Zwar wurden viele dieser Eier inzwischen aus den Regalen genommen. Völlig unklar ist jedoch, wie viele Millionen schon verzehrt oder verarbeitet sind.

Zwar muss im Fall Fipronil niemand um Leib und Leben fürchten. Doch das kann bei der nächsten Affäre schon anders sein. Der Skandal macht deutlich, dass die Lebensmittelaufsicht in Deutschland und Europa schneller und schlagkräftiger werden muss. Vom ersten Fipronil-Fund bis zum Rückruf dauerte es deutlich länger, als rohe Eier zum Verzehr geeignet sind: mehr als sechs Wochen. Damit rächt sich, dass die Bundesregierung in den vergangenen Jahren fast nichts unternommen hat, um den Verbraucherschutz zu verbessern.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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