Editorial:Hoffnungsschimmer

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(Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Ob Bundestagswahl, der Sieg Macrons, Wölfe in Deutschland oder Smartphones im Kinderzimmer: der Rückblick auf das Jahr 2017.

Von Wolfgang Krach

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Panama Papers sind binnen eines Jahres zum weltweit bekannten Synonym für schmutzige Steuertricks und illegale, globale Finanztransaktionen geworden. Die Süddeutsche Zeitung, der die Papiere zugespielt worden waren und die sie gemeinsam mit dem Internationalen Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) ausgewertet und veröffentlicht hat, erhielt 2017 dafür eine Ehrung, die uns froh und stolz macht: Sie gehört zu den Empfängern des Pulitzer-Preises, der höchsten Auszeichnung im Journalismus. Was der von manchen gern totgesagte Qualitätsjournalismus leisten kann, zeigt in diesem Jahr die Enthüllung der Paradise Papers, die ähnlich hohe Wellen schlagen und ebenfalls zuerst der SZ bekannt wurden. Was diese Papiere über die anrüchigen Steuerparadiese der Reichen und Großkonzerne enthüllen, haben die investigativen Kollegen unserer Redaktion in diesem Heft zusammengefasst.

Auf manche Jahre blickt man schaudernd zurück, so viel Krieg und Elend, Terror und Gewalt, Streit und Intoleranz haben sie gebracht. 2017 mag nun einerseits auch nicht das Jahr für Optimisten gewesen sein. Von Pakistan über Barcelona und Manchester bis nach New York starben Hunderte Menschen bei islamistischen Anschlägen. In den USA erschossen Einzelgänger Dutzende Unschuldige. Die jeweiligen Motive waren - außer purem, blinden Hass - nicht erkennbar; die freie Verfügbarkeit von Schusswaffen in Amerika machte es den Killern leicht. Andere Nachrichten waren hoffnungsvoller. In Syrien und im Irak ist das Schreckenskalifat des IS fast geschlagen. Und, natürlich, in Paris übernahm ein Mann das Präsidentenamt, der unserem Frankreich-Experten Stefan Ulrich in diesem Heft wie "Europas Drachentöter" erscheinen will. Jedenfalls bedeutet der Sieg Emmanuel Macrons die große Gelegenheit für die EU, trotz Brexit und wütender Populisten einen Neustart hinzulegen. Was Deutschland betrifft, befasst sich das "Thema des Jahres" mit dem überraschenden Ausgang der Bundestagswahl und der Verunsicherung, die über das Land gekommen ist. Die langwierige Regierungsbildung war bei Drucklegung dieses Heftes noch nicht abgeschlossen.

Ein Heft, in dem wir mit Analysen, Essays und Reportagen auf das Jahr zurückblicken, lebt glücklicherweise nicht von der großen Politik allein. SZ-Autorinnen und -Autoren sind den Wölfen in Deutschlands Wäldern auf der Spur, bewerten die neuen Elektrofahrzeuge und denken über die große Frage aller Eltern nach: Wie viel Smartphone darf es sein bei den Kindern? Und im großen Interview erläutert Bestsellerautor Daniel Kehlmann ("Tyll"), was die finsteren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges mit unserer Gegenwart verbindet.

Den Jahresrückblick 2017 gibt es als gedrucktes Heft, außerdem wieder als digitale Ausgabe in der SZ-App für Smartphones und Tablets sowie auf der Webseite sz.de/2017. In der digitalen Version finden Sie zusätzliche Angebote wie Bilderstrecken, Videos und weitere Texte; hier wird der Rückblick gegen Ende des Jahres aktualisiert. Ich wünsche Ihnen eine gute, unterhaltsame Lektüre.

Wolfgang Krach, Chefredakteur

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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