Dispo-Zinsen:Es grenzt an Wucher

Banken brauchen Zwang. Eine gesetzliche Grenze muss her.

Von Harald Freiberger

Irgendetwas stimmt nicht mit den Zinsen. Das merkt jeder Bankkunde, der Geld bei seinem Institut anlegt und dafür nur noch Zinsen in kaum mehr wahrnehmbarer Höhe erhält. Wenn Banken aber selbst Geld an ihre Kunden verleihen, langen sie nach wie vor kräftig zu. Im Durchschnitt berechnen sie für den Dispo-Kredit mehr als zehn Prozent Zinsen, eine Bank nimmt sogar 16 Prozent. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest.

Die Geldhäuser bemühen sich mit teilweise kruden Argumenten, die hohen Zinsen zu rechtfertigen: Die Ausfallraten seien hoch, das einzuräumende Dispo-Limit sei schwer zu kalkulieren. Doch keines dieser Argumente sticht. Niemand kann einem weismachen, dass eine Zinsspanne von zehn Prozent und mehr nötig oder gerechtfertigt ist. Zinsen in dieser Höhe sind an der Grenze zum Wucher.

Die Bundesregierung hätte deshalb gut daran getan, eine gesetzliche Grenze für die Höhe der Dispo-Zinsen einzuziehen. Diese könnte sieben Prozent über dem jeweiligen Leitzins liegen, wie manche Verbraucherschützer es forderten. Doch die Regierung konnte sich nicht dazu durchringen. Sie beließ es dabei, die Banken zu verpflichten, ihren Dispo-Zins im Internet zu veröffentlichen. Das ist entschieden zu wenig. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Banken nur auf gesetzlichen Zwang reagieren. Und so wird es weiter Institute geben, die ihre Kunden mit hohen Dispo-Zinsen über den Tisch ziehen.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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