Dieselskandal:Ausflüchte

Nach VW versucht sich nun der Autohersteller Fiat herauszureden.

Von Max Hägler

Sergio Marchionne, selbstbewusster Konzernlenker von Fiat-Chrysler (FCA), wehrt sich: Die Anschuldigungen von US-Behörden, seine Firma habe bei Dieselautos betrogen wie Volkswagen, entbehrten jeder Grundlage. Offensichtlich habe jemand vor dem Regierungswechsel seinen Schreibtisch freibekommen müssen. Das mit dem Schreibtisch mag stimmen - doch das macht die aufgeworfenen Vorwürfe nicht weniger stichhaltig. Zumal sie geteilt werden von einer kundigen wie mächtigen Stelle, die auch im VW-Skandal eine wichtige Rolle spielt - und die nicht im Wahlkampf steckt: "Erneut hat ein großer Autohersteller beschlossen, die Regeln zu umgehen", heißt es von der kalifornischen Umweltbehörde. Insofern dürfte die Verteidigungsstrategie nicht aufgehen. Und FCA wird richtigerweise zahlen müssen, so der Konzern nicht noch echte Erklärungen für die Merkwürdigkeiten beibringen kann.

Auch in Europa gibt es entsprechende Vorwürfe. Die Deutschen hatten vor einem Dreivierteljahr unmissverständlich angemerkt, dass einige Modelle aus diesem Konzern offensichtlich Betrugssoftware einsetzen. Doch behoben ist das bislang nicht: Das italienische Verkehrsministerium hält bislang zu seinem Unternehmen. Die Angelegenheit liegt nun in Brüssel, bei der EU-Kommission. Die betont regelmäßig, nur eine vermittelnde Position einnehmen zu wollen. Wieder einmal sind die USA schneller, zeigen den Europäern ihre Schwächen auf.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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