Diesel-Skandal:Das war's noch nicht

SPD-Chef Schulz entdeckt die Autoindustrie für die Wahl. Endlich.

Von Peter Fahrenholz

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz haben seine politischen Instinkte offenbar doch noch nicht verlassen. Anders als die Kanzlerin, die es nicht für nötig befunden hat, für den Diesel-Gipfel ihren Urlaub zu unterbrechen, hat Schulz erkannt, wie sehr das Thema die Menschen umtreibt. Das Echo auf den Gipfel war zu Recht verheerend, seine Ergebnisse waren dürftig, die Politik ist, wieder einmal, vor den Autobossen eingeknickt.

Mit seinem Fünfpunkteplan ruft Schulz der Autoindustrie jetzt zu, was Uli Hoeneß einst den Mitgliedern des FC Bayern zugerufen hat, ehe er ins Gefängnis ging: Das war's noch nicht. Neben dem üblichen politischen Geschwurbel solcher Papiere ("Ziel muss es sein, dass Deutschland Automobilland Nr. 1 bleibt"), langt Schulz durchaus in die Wunden: Es müssen endlich die Verfahrenstricks gestoppt werden, die Abgasmanipulationen durch die Hersteller entscheidend erleichtert haben. Es muss endlich ein Kontrollsystem eingeführt werden, das sich am realen Schadstoffausstoß orientiert. Und die Autoindustrie darf sich nicht mit einem simplen Software-Update darum herummogeln, die Autos so sauber zu machen, wie es technisch längst möglich ist.

Die Forderung nach einer EU-Quote für Elektroautos wirkt dagegen eher wie ein Schuss mit der Schreckschusspistole. Denn als Europaexperte weiß Schulz ganz genau: Bis das kommt, vergeht eine Ewigkeit.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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