Deutschland-Frankreich:Herzlich, aber fragil

Macron herzt Merkel in Paris. Aber der Moment kann täuschen.

Von Daniel Brössler

Für den Moment sieht es aus, als würde nun alles wieder gut. Zur Pariser Militärparade anlässlich des 14. Juli hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Bundeskanzlerin Angela Merkel mit fast rührender Herzlichkeit begrüßt. Und wenn alles nach Plan läuft, wird in Ursula von der Leyen am Dienstag eine Deutsche zur Präsidentin der Europäischen Kommission gewählt, die fast noch mehr Macrons Kandidatin ist als Merkels.

Die Momentaufnahme kann allerdings auch täuschen. Noch ist Ursula von der Leyen nicht gewählt. Es ist durchaus möglich, dass sich das Europäische Parlament der Kompromisskandidatin der Staats- und Regierungschefs verweigert - und damit auch die Paarung Merkel-Macron erneut auf die Probe stellt. Vor der Einigung auf von der Leyen hatten beide bekanntlich mehr gegen- als miteinander gearbeitet. Macron verbarg seine Enttäuschung über die reservierte Reaktion der Kanzlerin auf seine Reformideen kaum noch, während man sich in Berlin zunehmend genervt zeigte von den immer neuen Ideen aus Paris.

Deutschland und Frankreich brauchen nun wieder gemeinsame Projekte. Die von Macron betriebene stärkere militärische Zusammenarbeit in Europa ist ein solches. Dazu kann Ursula von der Leyen, sollte sie gewählt werden, einiges beitragen.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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