Der Absturz im Sinai:Bombe im Passagierbereich

Nach russischen Informationen befand sich der Sprengkörper nicht wie erst gedacht im Frachtraum der Urlauber-Flugzeugs.

Von Paul-Anton Krüger, Moskau

Die Bombe, die am 31. Oktober zum Absturz eines Airbus A321 der russischen Gesellschaft Kolagymavia mit 224 Menschen an Bord über dem Sinai geführt hat, ist offenbar in der Kabine explodiert - und nicht wie zunächst vermutet im Frachtraum. Das berichtete die Zeitung Kommersant am Mittwoch unter Berufung auf Informanten aus dem Umfeld der Ermittler. Die Explosion habe sich im hinteren Bereich der Kabine nahe den Tragflächen ereignet, heißt es in dem Bericht. Der Sprengsatz könnte unter einem Sitz am Fenster gelegen haben. Die Terrormiliz Islamischer Staat hatte sich zu dem Anschlag bekannt und veröffentlichte am Mittwoch eine neue Ausgabe ihres Propaganda-Magazins Dabiq, das die Version des Kommersant stützt. Darin ist ein improvisierter Sprengsatz aus einer Schweppes-Dose, einem Detonator und einem einfachen Kippschalter zu sehen. Wenn dies wirklich der Sprengsatz war, müsste ihn ein Passagier an Bord ausgelöst haben. Auch werden russische Pässe gezeigt, die sich die Terroristen beschafft haben wollen.

Zudem dokumentiert der IS offenbar die Ermordung zweier weiterer Geiseln. Die Leichen eines Norwegers und eines Chinesen sind in dem Magazin abgebildet. Der IS hatte Anfang September schon einmal Fotos von ihnen veröffentlich und Lösegeld gefordert. Wie bei den meisten Publikationen des IS ließ sich die Echtheit der Bilder zunächst nicht unabhängig verifizieren. In aller Regel erweisen sich über bekannte Kanäle der Terrormiliz verbreitete Mitteilungen allerdings als zutreffend. Die neue Dabiq-Ausgabe geht auch auf die Anschläge von Paris ein.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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