Demonstrationen in Birma:Militärführung droht den Mönchen

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Birmas Militärführung gerät nach den sich ausweitenden Protesten immer stärker unter Druck - und hat jetzt damit gedroht, gegen die Widerstandsbewegung unter der Führung buddhistischer Mönche vorzugehen.

Oliver Meiler

In Birma ist der Aufstand der Mönche zu einem Massenprotest gegen das Militärregime angewachsen. Bei der größten Demonstration seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 forderten Zehntausende Menschen die Regierung auf, mit ihren Kritikern zu sprechen und politische Gefangene freizulassen. Die Militärjunta drohte mit Gewalt. Die USA kündigten indes weitere Sanktionen gegen das Regime an.

In der einstigen Hauptstadt Rangun versammelten sich Zehntausende Menschen, in der westbirmanischen Stadt Sittwe sollen es laut Opposition fast 100.000 gewesen sein. Erstmals wagten sich auch Politiker der Nationalen Liga für Demokratie der Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf die Straße. Sie steht unter Hausarrest.

Seit 1988, als das Militär einen Aufstand blutig niederschlug, haben in Birma nie mehr so viele Menschen gegen die Regierung protestiert. An der Spitze marschierten erneut junge buddhistische Mönche, die diese einzigartige Bewegung in der Geschichte des Landes anführen. In Rangun klatschten auf den Straßen immer mehr Menschen offen Beifall und bildeten Ketten um die Mönche, um sie vor etwaigen Angriffen zu schützen, berichteten Augenzeugen.

Laut Berichten staatlicher Medien traf Religionsminister und Brigadegeneral Thura Myint Maung am Montag mit religiösen Führern zusammen, um eine Warnung zu überbringen. Sollten die Mönche die Prinzipien der buddhistischen Lehre verletzen, werde im Rahmen der Gesetze eingegriffen, sagte der Minister.

Die Junta, die das Land seit 45 Jahren regiert, versuchte auch, über ihr ergebene Geistliche die Protestierenden dazu zu bewegen, ihre Kampagne abzubrechen. Die Mönche riefen jedoch die Bürger auf, ihnen zu folgen und trotzten einer staatlichen Order, in die Klöster zurückzukehren. Stattdessen beteten sie demonstrativ am wichtigsten Heiligtum des Landes, der Schwedagon-Pagode. Ihr erklärtes Ziel ist es, die "Soldatenkönige" zu Fall zu bringen.

Nonnen in rosa Tüchern

In den ersten Tagen des Protests, der schon länger als eine Woche dauert, waren die Mönchen noch alleine in ihren safranfarbenen Gewändern durch die Straßen marschiert. Deshalb wird der Aufstand als "Safran-Revolution" bezeichnet. Am Sonntag gesellten sich Nonnen in rosa Tüchern zu ihnen. Am Montag waren die weißen Hemden von Oppositionellen schon in der Mehrzahl. Bekannte Schauspieler schlossen sich an. Einer sagte: "Wir sind alle Buddhisten, der Kampf um Würde verbindet uns."

Ein westlicher Diplomat sagte, die Mönche genössen zwar keine Immunität. Dennoch dürfte sich das Militär schwertun, in dem streng religiösen Land mit Gewalt gegen sie vorzugehen. Am Montag spekulierten Diplomaten, dass China, der große Alliierte des rohstoffreichen Birma, auf die Junta einwirke, die Bewegung nicht gewaltsam aufzulösen. Bisher hatten die international isolierten birmanischen Generäle öffentlichen Aufständen nie lange tatenlos zugesehen.

Ausgangspunkt der Proteste war eine willkürliche Erhöhung der Benzin- und Dieselpreise um bis zu 500 Prozent Mitte August gewesen. Für viele arme Birmanen hieß das, dass sie sich die Fahrt zur Arbeit nicht mehr leisten konnten. Nahrungsmittel wurden ebenfalls teurer. Die Generäle würden, so die Mönchsorganisation "All Burma Monks Association", das Land verelenden lassen.

Die USA übten scharfe Kritik am Regime. US-Präsident George W. Bush werde neue Strafmaßnahmen am Dienstag vor der UN-Vollversammlung bekannt geben, erklärte sein Sicherheitsberater Stephen Hadley am Montag. Geplant seien Finanz-Sanktionen gegen Mitglieder des Regimes und ihre Unterstützer. Zudem wolle Bush eine Einreisesperre gegen wichtige Mitglieder der Junta und deren Familien bekanntgeben.

Die USA haben bereits ein Waffenembargo gegen das Land verhängt und beschränken Importe und Exporte sowie finanzielle Transaktionen. Ein Sprecher des Berliner Auswärtigen Amts sagte, die Bundesregierung unterstütze jegliche friedliche Meinungsäußerung. Er bekräftigte die Forderung nach einer Freilassung der Oppositionspolitikerin Suu Kyi.

© SZ vom 25.09.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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