Debatte um Glos-Nachfolge:Bauer: Wie meine Chancen stehen, weiß ich nicht

Lesezeit: 2 min

Er gilt als Seehofers Wunschkandidat für das Amt des Wirtschaftsministers in Berlin. Der 53-jährige Unternehmer Thomas Bauer macht gerne "Sachen, die schwierig und reizvoll sind" und spricht mit der Süddeutschen Zeitung darüber, was er als Minister anders machen würde - und wie er mit Mitarbeitern umgeht, die ihren Job nicht mehr machen wollen.

Stefan Mayr

Der Unternehmer Thomas Bauer kann sich eine Zukunft als Bundeswirtschaftsminister vorstellen. Der 53-Jährige ist Vorstandsvorsitzender des Bauunternehmens Bauer AG in Schrobenhausen. Politisch war er bisher nur als Kreisrat tätig. Seit 2003 ist der Honorarprofessor für BWL Schatzmeister der CSU. Zudem ist er Präsident der bayerischen Bauindustrie und Vizepräsident des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie.

Er gilt als Wunschkandidat von CSU-Chef Horst Seehofer: Der Schrobenhausener Unternehmer Thomas Bauer. (Foto: Foto: AP)

SZ: Seit wann sollen Sie Wirtschaftsminister werden?

Bauer: Horst Seehofer hat mich seit vier Monaten immer wieder gefragt, ob ich ein höheres Amt in der Politik übernehmen will. Ich habe zunächst abgelehnt, doch inzwischen kann ich mir vorstellen, Minister zu werden. Aber ich will mich da in keinster Weise vordrängen.

SZ: Am Samstag hat Michael Glos seinen Rücktritt als Wirtschaftsminister angeboten. Können Sie sich vorstellen, das Amt sofort zu übernehmen?

Bauer: Das weiß ich noch nicht. Ich bin ja erst am Sonntag morgen aus Indonesien zurückgekommen, so weit bin ich im Kopf noch nicht. Darüber muss ich erst noch mit einigen sprechen. Aber ich bin ein Mensch, der gerne Sachen macht, die schwierig und reizvoll sind.

SZ: Haben Sie schon mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen?

Bauer: Wir kennen uns schon seit längerem, unser letztes Treffen ist aber schon ein Jahr her. Horst Seehofer sagte mir am Sonntagmorgen, dass es noch keine Einigung gebe. Ich weiß, dass es etliche mögliche Kandidaten gibt, und wie meine Chancen stehen, weiß ich nicht.

SZ: Ist Glos nach seinem Rücktrittsangebot als Minister noch zu halten?

Bauer: Ich weiß nur, dass sich Michael Glos immer voll eingesetzt hat. Es ist sehr schade, wie das gelaufen ist. Weiter werde ich mich dazu nicht äußern.

SZ: Aber als Konzernchef würden Sie einen Manager, der keine Lust mehr hat, doch sofort entlassen, oder?

Bauer: Das kommt auf die Situation an. Es gibt ja auch Mitarbeiter, die die Verantwortung übernehmen wollen für Fehler, an denen sie nicht schuld sind.

SZ: Trauen Sie sich als polit-unerfahrenem Quereinsteiger das Ministeramt zu?

Bauer: Ich weiß sicher nicht so gut wie andere Politiker, wie die Mechanismen der Politik ablaufen, dagegen weiß ich viel besser, wie Unternehmen und Märkte funktionieren. Ich meine, dass das Zweite sehr wichtig ist.

SZ: Was würden Sie als Wirtschaftsminister angesichts der Finanzkrise als erstes machen?

Bauer: Ich würde schon einen anderen Stil in der Politik verfolgen. Ich würde intensiv mit den Wirtschaftsvertretern sprechen und versuchen, wieder gemeinsam erfolgreich zu werden. Wir brauchen wieder mehr verantwortungsvolles Handeln und einen Mentalitätswandel: Die Wirtschaftsführer sollen sich nicht auf das System verlassen, sondern müssen es selbst richten.

SZ: Sie sind Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens, das weltweit 8000 Mitarbeiter beschäftigt und zuletzt gut 1,4 Milliarden Jahresumsatz gemacht hat. Kann die Firma auf Sie verzichten?

Bauer: Sicherlich wird der eine oder andere traurig sein - das hoffe ich wenigstens (lacht). Aber die Firma ist so hervorragend aufgestellt, dass sie problemlos ohne mich zurecht kommt.

© SZ vom 9.2.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: