Damals und Heute:Ein deutliches Urteil

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2018 erhielt Daniel Nivel das Bundesverdienstkreuz. (Foto: imago/photothek)

Vier Hooligans kamen für mehrere Jahre in Haft. Ein Einsehen zeigten sie jedoch nicht. Nivel bekam 2018 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Von Hans Holzhaider

Wenn die Angeklagten im Prozess um den brutalen Angriff auf den französischen Polizisten Daniel Nivel angesichts der durchaus schwierigen Beweislage gehofft haben sollten, sie kämen mit milden Urteilen davon, dann hatten sie sich im Vorsitzenden Richter Rudolf Esders gründlich geirrt.

Am 9. November 1999 verkündete Esders die Urteile: Zehn Jahre Haft wegen versuchten Mordes für André Z., sechs Jahre für Tobias R., fünf Jahre für Frank R. und dreieinhalb Jahre für Christopher R. André Z. war nach Überzeugung des Gerichts durch ein Foto überführt, das ihn im Augenblick des Zuschlagens mit einem eisernen Gewehraufsatz zeigt. Aus der Kraft des Schlages und der Gefährlichkeit des Werkzeuges ergebe sich der Tötungsvorsatz, aus der Lust an der Misshandlung eines wehrlos am Boden liegenden Menschen das Mordmerkmal des niedrigen Beweggrundes, sagte der Richter.

Mit dem Urteil setzte das Gericht auch ein juristisches Zeichen. Christopher R. wurde verurteilt, obwohl ihm persönlich kein Gewaltakt gegen Daniel Nivel nachgewiesen werden konnte. Wer in einer gewalttätigen Menge mitläuft, haftet für die Taten, die aus dieser Menge heraus begangen werden, auch wenn er selbst nicht mit zuschlägt.

Zwei der Täter machten Medienberichten zufolge später Karriere bei den Hells Angels

Im Mai 2001 verurteilte ein Gericht im französischen St. Omer einen weiteren Täter von Lens, den 30-jährigen Markus W. aus Hannover, zu fünf Jahren Haft. Ein letztes Urteil gegen einen der Hooligans erging im Juli 2003 am Landgericht Bochum. Dort wurde Daniel K., 28, zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt, weil er die Misshandlungen Nivels billigend in Kauf genommen und einen brasilianischen Kameramann schwer verletzt habe.

"Die Täter werden nun für ein paar Jahre weggeschlossen, und wir alle können mit dem Finger auf sie zeigen", sagte Richter Esders in Essen bei der Urteilsbegründung. Aber die Fragen nach dem Ursprung dieser blinden, sinnlosen Gewalt seien damit nicht beantwortet. Ob die Täter durch die Gefängnisstrafen auf einen besseren Weg geführt wurden, kann bezweifelt werden. Zwei von ihnen, Christopher R. und Markus W., machten Medienberichten zufolge später Karriere bei den Hells Angels.

Im Oktober 2000 wurde unter Beteiligung des DFB und der Fifa die Daniel-Nivel-Stiftung gegründet, die Gewalttaten rund um Fußball verhindern und Opfern helfen soll. Daniel Nivel, der für den Rest seines Lebens an den Folgen der Tat zu leiden hat, an die er sich nicht erinnern kann, erhielt 2018 aus der Hand von Bundesaußenminister Heiko Maas das Bundesverdienstkreuz.

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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