CSU-Klausur:Schön gemalt

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Das oberfränkische Kloster Banz am Vorabend der Klausur. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Wie die CSU in Kloster Banz ihre neue Nähe zu Bundeskanzlerin Angela Merkel inszeniert.

Von Robert Roßmann und Wolfgang Wittl, Bad Staffelstein

Die CSU ist auch eine Partei der Inszenierung. Kaum einer der politischen Konkurrenten versteht es so gut wie die Christsozialen, die eigenen Leute in Szene zu setzen. Ihre Parteitagsbühnen sind größer und moderner als die der anderen. Legendär waren die Bilder vom Aufmarsch der CSU-Granden in Wildbad Kreuth, aber an diesem Montag scheitert die Inszenierung. Zum Auftakt der CSU-Klausur im prächtig-barocken Kloster Banz sollten Horst Seehofer und Landesgruppen-Chefin Gerda Hasselfeldt vor der gewaltigen Freitreppe sprechen. Die Kameras waren aufgebaut, die Sonne strahlte. Doch kurz vor der Ankunft Seehofers zog es zu - und ein Platzregen ergoss sich über dem oberfränkischen Kloster. Seehofer und Hasselfeldt mussten ihre Erklärungen in einem unpassenden Foyer abgeben.

Es war der ungemütliche Auftakt zu einer Klausur, die dafür umso gemütlicher werden sollte. Am Abend kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Banz. Noch vor einem Jahr wäre das Anlass für heftige Debatten gewesen. Wegen ihrer Flüchtlingspolitik war die CDU-Chefin bei den Christsozialen ungefähr so gern gesehen wie JU-Mitglieder in der Roten Flora. Die Zeiten sind vorbei. Seit die Umfragewerte für Merkel und die Union wieder an der 40-Prozent-Marke kratzen, und vor allem seit der Wahlkampf begonnen hat, verstehen sich Seehofer und Merkel angeblich prächtiger denn je. Auch die Kunst des Vergessens ist in der CSU offenbar ausgeprägter als in anderen Parteien.

Auf die Frage, ob er im Streit mit Merkel nicht viel früher hätte einlenken müssen, zeigte sich Seehofer amüsiert: "Hätten wir es malen müssen, hätten wir es nicht besser zeichnen können." Sollte heißen: Läuft doch alles bestens. Und auf die Frage, ob der konziliantere Kurs von Landesgruppen-Chefin Hasselfeldt nicht der bessere gewesen wäre, antwortete er: "Die einen haben mehr diplomatisches Geschick, die anderen sind Bayern." Seehofer drückt die Debatte einfach mit Scherzen weg. Am Abend stimmte dann auch Merkel in das Loblied ein. Sie lobte die Gespräche mit Seehofer und pries die "immer faire, kameradschaftliche, freundschaftliche Zusammenarbeit" mit Hasselfeldt. Nicht einmal der Bayernplan, den die CSU am 23. Juli präsentieren wird, vermag die gute Stimmung zwischen CDU und CSU derzeit zu trüben. Mit der Obergrenze für Flüchtlinge und dem Ausbau der Mütterrente werden darin auch Forderungen stehen, die Merkel entschieden ablehnt. Seehofer ist davon überzeugt, dass er diese Punkte in Koalitionsverhandlungen durchdrücken kann. Es gebe keinen besseren Zeitpunkt, seine Ziele zu erreichen, als zwischen der Bundestagswahl und dem Tag, an dem die Kanzlerin im Parlament gewählt werden wolle, findet er. Mit der Zeit der Freundlichkeiten dürfte es dann wieder vorbei sein.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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