Coronavirus:Biontech meldet Erfolg bei Corona-Impfstoff

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Der Mainzer Firma gelang es in einer Wirksamkeitsstudie, das Covid-19-Risiko um mehr als 90 Prozent zu senken. Sobald ein Serum zur Verfügung steht, will die Bundesregierung zuerst Ältere und Vorerkrankte behandeln.

Von Nico Fried, Berlin

Erfolgsmeldungen aus der Forschung haben am Montag den Vorbereitungen für eine nationale Impfstrategie gegen das Coronavirus zusätzliche Bedeutung verliehen. Das deutsche Unternehmen Biontech und sein amerikanischer Partner Pfizer berichteten von einem wichtigen Fortschritt bei der Entwicklung eines Impfstoffes. Zugleich legte eine Arbeitsgruppe mehrerer wissenschaftlicher Beratungsgremien der Bundesregierung erste Kriterien vor, nach denen Impfungen in Deutschland geregelt werden sollen, wenn ein Wirkstoff vorhanden sein wird.

Die Mainzer Firma Biontech und das US-Pharmaunternehmen Pfizer befinden sich mit einem von ihnen entwickelten Impfstoff in der entscheidenden Testphase. Dabei konnte in einer Wirksamkeitsstudie das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, mit dem getesteten Impfstoff um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Damit sei erstmals gezeigt worden, dass Covid-19 durch einen Impfstoff beim Menschen verhindert werden könne, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Bereits in der kommenden Woche soll ein erster Zulassungsantrag in den USA gestellt werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete die Nachricht als "sehr ermutigend". Sie bedeute aber nicht, dass mit einem Impfstoff schon in den nächsten vier Wochen zu rechnen sei.

Wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht, sollen in Deutschland zuerst Bevölkerungsgruppen immunisiert werden, bei denen das Risiko eines schweren oder tödlichen Krankheitsverlaufs im Falle einer Infektion mit dem Coronavirus besonders groß ist. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Ständiger Impfkommission (Stiko), Ethikrat und der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina im Auftrag der Bundesregierung. Es werde voraussichtlich nicht möglich sein, gleich die ganze Bevölkerung zu impfen, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens. Man werde "sehr wahrscheinlich einer Priorisierung bedürfen".

Eine solche Priorisierung müsse auf medizinischen, aber auch ethischen und rechtlichen Grundlagen aufbauen und richte sich nach der Dringlichkeit eines Schutzes vor der Erkrankung, sagte die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx. Wegen der rasch voranschreitenden Pandemie könne man diese Frage nicht individuell klären, sondern müsse pauschalisieren, also Gruppen bestimmen. Konkret nannte sie Menschen, die aufgrund ihres Alters oder gesundheitlicher Vorbelastungen "ein signifikant höheres Risiko für einen schweren oder tödlichen Verlauf haben". Eine zweite Gruppe stellten Personen, die Erkrankten beistehen, also vorwiegend im Gesundheitswesen und der Pflege tätig sind. Darüber hinaus seien Personen zu schützen, die für das Gemeinwesen besonders relevante Aufgaben erfüllten "und nicht ohne Probleme ersetzbar sind". Als Beispiele nannte Buyx Mitarbeiter von Gesundheitsämtern, Polizei und Sicherheitsbehörden, Feuerwehr, Lehrer und Erzieher. Die Definition der Gruppen soll in den kommenden Wochen noch konkretisiert werden.

Bund und Länder hatten sich vergangene Woche auf Grundzüge einer Impfstrategie verständigt. Demnach soll der Bund für die Anschaffung des Impfstoffes zuständig sein. Die Länder sollen 60 Impfzentren einrichten. Buyx betonte, dass die Impfung freiwillige Zustimmung voraussetze. "Deswegen ist eine allgemeine Impfpflicht auszuschließen."

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