Corona:Zustimmung für Schäubles Vorstoß

Lesezeit: 1 min

Viele Abgeordnete im Bundestag möchten bei der Pandemie wieder verstärkt mitreden und das Feld nicht der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten überlassen. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Der Parlamentspräsident hatte sich für mehr Mitwirkungsrechte des Bundestags stark gemacht, dafür erhält er breite Unterstützung. Nur eine Fraktion murrt.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bekommt für seinen Vorstoß zur stärkeren Beteiligung des Parlaments an Corona-Entscheidungen Beifall vor allem von den kleineren Fraktionen. "Das mindert und mildert die Probleme", sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sein Kollege Jan Korte von der Linken sah fast alle Forderungen seiner Fraktion bestätigt. "Es sollte allen klar sein - auch den Regierungsfraktionen - dass wir zu einem Funktionsmodus auch in der Krise kommen müssen, welcher einer parlamentarischen Demokratie gerecht wird", sagte er.

Schäuble hatte mithilfe des Wissenschaftlichen Dienstes Vorschläge gemacht, wie der Bundestag stärker an Entscheidungen über Maßnahmen zum Eindämmen der Corona-Pandemie mitwirken kann. Allerdings hatte der Bundestag selbst im März mit dem Feststellen der "epidemischen Notlage von nationaler Tragweite" der Bundesregierung die Möglichkeit gegeben, diese Entscheidungen im Alleingang ohne Zustimmung des Parlaments zu treffen. Das Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes sieht vor, "konkrete Ermächtigungsgrundlagen für besonders eingriffsintensive und streuweite Maßnahmen" zu schaffen. So würde eine echte Beschränkung der Eingriffsbefugnisse erfolgen. Maßnahmen gegen die Pandemie sollten befristet und Rechtsverordnungen der Regierung unter einen Zustimmungsvorbehalt des Bundestages gestellt werden. Alternativ sollte dieser solche Rechtsverordnungen aufheben können. Auch sollte es eine Pflicht zur Unterrichtung durch die Bundesregierung geben.

In der Unionsfraktion gibt es auch Irritationen

Ein positives Signal kam auch von Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus. Man werde "die Anmerkungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages konstruktiv aufgreifen", sagte der CDU-Politiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Brinkhaus wies zugleich den Eindruck zurück, der Bundestag sei bei Corona völlig außen vor: "Wir haben uns in den vergangenen Monaten als Bundestag in mehr als 70 Plenardebatten intensiv mit dem Thema Corona beschäftigt, Gesetze beschlossen, Haushaltsmittel zur Verfügung und Entschließungen auf den Weg gebracht." Teile der Unionsfraktion zeigten sich allerdings vom Vorgehen Schäubles irritiert. Anstatt seine Vorstellungen in einem Schreiben zu formulieren, hätte er auch die Fraktionsvorsitzenden zu einem Gespräch über das Thema einladen können, hieß es dort.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: